Nach Bekanntwerden von weiteren Opfern des jahrelangen Kindesmissbrauchs in Lügde hat der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends auf Beratungs- und Unterstützungsangebote hingewiesen. "Das Evangelische Beratungszentrum der Lippischen Landeskirche steht den Eltern betroffener Kinder auch kurzfristig zur Beratung zur Verfügung", sagte Arends am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Detmold. Im Gespräch könne erörtert werden, welche Beratungs- oder Therapie-Angebote ratsam sein könnten. "So kommt auch eine längerfristige Unterstützung in den Blick." Auch die Gemeinde vor Ort biete einen offenen und zugleich schützenden Raum für die Opfer, deren Angehörigen sowie verunsicherte Eltern.
Es sei wichtig, "einen Rahmen zu schaffen, in dem die Dinge gesagt werden können", betonte Arends: "Es gilt, zuzuhören und auf das zu achten, was die Gemeindeglieder genau bewegt: Verunsicherung, Wut, vielleicht auch eigene Schuldgefühle." Das könne zum Beispiel ein Gottesdienst sein, in dem die Not vor Gott im Gebet oder auch im Schweigen ausgedrückt werden kann. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde in Lügde-Elbrinxen hatte am Sonntag in einem Gottesdienst die Missbrauchsfälle thematisiert.
Auch für die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden biete die lippische Kirche Hilfen an, um mit der besonderen Situation umgehen zu können, sagte Arends weiter. "Sie können sich, sofern sie das wünschen, an den pastoralpsychologischen Dienst der Landeskirche wenden, um Beratung und Unterstützung zu erfahren." Das Bildungsreferat im Landeskirchenamt stehe zudem den Kirchengemeinden in der pädagogischen Arbeit zu Fragen sexualisierter Gewalt zu Seite und arbeite insbesondere mit Mitarbeitenden in Kinder- und Jugendgruppen längerfristig zusammen. "Wir haben die Kirchengemeinde zudem ermutigt zu benennen, wenn sie weiteren Unterstützungsbedarf für sich sieht", erklärte der Landessuperintendent.
Im lippischen Lügde an der Grenze zu Niedersachsen sollen drei Männer Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren über mehrere Jahre schwer sexuell missbraucht haben. Haupttatort soll ein Campingplatz sein, auf dem der 56-jährige Hauptverdächtige als Dauercamper lebte. Vermutlich mehr als 1.000 mal sollen sich die Täter an Kindern vergangen haben. Die Zahl der identifizierten Opfer ist nach Angaben der Ermittler inzwischen auf 29 gestiegen. Die mutmaßlichen Täter sitzen in Untersuchungshaft.