Kirchentagspräsident Hans Leyendecker hat zum entschiedenen Widerstand gegen einen zunehmenden Antisemitismus aufgerufen. In Deutschland würden Menschen wieder bedroht und beschimpft, weil sie Juden seien oder für den Staat Israel Partei ergriffen, sagte Leyendecker. Das Judentum sei tief in die deutsche Kultur geprägt. "Wer Menschen, die eine Halskette mit Davidstern oder eine Kippa tragen, angreift, der greift uns an", betonte der 69-jährige Journalist.
Leyendecker verwies auf den Angriff auf ein jüdisches Restaurant im August in Chemnitz. Jetzt gehe es gegen Asylsuchende und Besitzer jüdischer Restaurants, weil das leichte Ziele seien. "Wir müssen die Auseinandersetzung mit Antisemiten und Rechtsextremisten suchen, und wir müssen sie offensiv führen", unterstrich der Kirchentagspräsident. Nötig seien dazu mehr Bildungsangebote gegen Vorurteile sowie eine Stärkung des interreligiösen Dialogs.
Blick auf arabische Flüchtlinge
Erfreulich sei, dass sich muslimische Verbände immer wieder von Antisemitismus distanzierten, erklärte Leyendecker. "Aber wir müssen offen darüber reden, was manche Muslime so sagen", sagte der Journalist. Nicht wenige der arabischen Flüchtlinge seien mit Judenhass großgeworden. Zu Deutschland zu gehören, bedeute nicht nur Anteil an den großen Vorzügen dieses Landes zu haben, sondern auch an dessen historischer Verantwortung.
Angesichts von Hetzern, Rassisten und Nazis dürften Christen, Kirche und Kirchentag nicht stumm bleiben, mahnte Leyendecker: "Wir dürfen uns nicht heraushalten, sondern müssen uns einmischen." Mit Blick auf das Programm des evangelischen Kirchentags, der im Juni in Dortmund stattfindet, hob Leyendecker hervor, dass ein "Roter Faden Migration" durch sämtliche Programminhalte laufen werde. Die Migration gehöre zum Revier. Der Kirchentag vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen".