Moschee-Gemeinden gründen unabhängigen Landesverband
Elf Moschee-Gemeinden aus Niedersachsen haben am Samstag in Hannover einen neuen islamischen Landesverband gegründet. Dieser sei unabhängig von den Herkunftsländern der zugewanderten Muslime, sagte Verbandssprecher Firouz Vladi dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zum neuen Verband "Muslime in Niedersachsen" gehören Gemeinden aus Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Nienburg, Vechta und weiteren Städten. Vorsitzender ist Avni Altiner aus Hannover, der frühere Vorsitzendes des islamischen Landesverbandes Schura.
Damit gibt es in Niedersachsen nun drei muslimische Verbände: neben dem neuen Verband die Schura und den türkisch-muslimischen Verband Ditib. Hintergrund der Neugründung waren Vorwürfe vor allem gegen den Verband Ditib wegen seiner Nähe zur Türkei. Zahlreiche Landespolitiker fürchteten eine zu große Einflussnahme des türkischen Staates auf die in Niedersachsen lebenden Muslime.
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Der neue Verband vertritt bislang Gemeinden mit arabischem, bosnischem und afrikanischem Hintergrund sowie eine unabhängige türkischstämmige Gemeinde. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werde dies jedoch keine Rolle mehr spielen, sagte Vladi: "Wir sind deutsche Bürger, wir sind Niedersachsen, wir sind Muslime. Wir definieren uns unabhängig vom Herkunftsland." Der Verband finanziere sich aus eigenen Beiträgen und ohne Zuwendungen aus dem Ausland.
Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes ist laut Vladi der Imam Aldin Kusur aus Hannover. Der elfköpfige Vorstand sei zu einem großen Teil mit Frauen besetzt. In nächster Zeit wolle der Verband auch seine Stimme bei den Diskussionen um das Verhältnis zwischen Staat und Religion in Niedersachsen erheben, etwa in der Frage des islamischen Religionsunterrichtes oder der Mitarbeit von Muslimen in Rundfunkbeiräten.