Christen hätten die Aufgabe, "genau hinzuschauen, die Stimme und nötigenfalls auch die Hand zu erheben, wenn Menschenwürde in Gefahr ist", so Breit-Keßler. Es sei deshalb ein starkes Zeichen, eine evangelische Gemeinde nach Sophie Scholl zu benennen. Die Münchner Sophie-Scholl-Gemeinde ist aus der Fusion der Offenbarungskirche Berg am Laim und der Rogatekirche Ramersdorf hervorgegangen. Sie ist die zweite evangelische Gemeinde in Deutschland, die den Namen der am 22. Februar 1943 von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin trägt.
Breit-Keßler sagte, die Flucht in ein fundamentales System sei für viele verlockend, weil sein klares Weltbild "ein unverrückbares Geländer" biete, an dem man sich durchs Leben hangeln könne. Freiheit hingegen sei anstrengend, weil sie ständig Entscheidungen und Toleranz gegenüber dem Nächsten fordere. Sophie Scholl und die anderen Mitglieder der Weißen Rose seien in der Lage gewesen, "ihre Augen und Ohren offen zu halten und vor allem ihr Herz aufzuschließen für die Wahrheit", sagte die Theologin. Auch heute seien Menschen gefordert, "die sich nicht radikalisieren lassen, sondern simple Lehren hinterfragen", sagte die Regionalbischöfin.
Breit-Keßler: "Stimme für Menschenwürde erheben"
© epd-bild/Andreas Gebert
Die Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler erinnerte an die Widerstandskämpferin Sophie Scholl.
Breit-Keßler: "Stimme für Menschenwürde erheben"
Zu einer kritischen und konstruktiven Begleitung des politischen Geschehens hat die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler alle Christen aufgerufen. "Unsichere Zeiten sind immer mit der Versuchung verbunden, eindeutige Lösungen zu propagieren", sagte die Theologin laut Redemanuskript am Sonntag beim Gottesdienst zur Fusion der Sophie-Scholl-Gemeinde im Münchner Osten.
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