Der Berliner Bezirk Reinickendorf erinnert am Sonntag in der evangelischen Apostel-Paulus-Kirche in Hermsdorf an die im vergangenen Jahr bestatteten Toten. Es sei die erste Gedenkfeier eines Bezirkes für sogenannte ordnungsrechtlich Bestattete, berichtet der in Berlin erscheinende "Tagesspiegel" (Freitag). In der Hauptstadt sind die Bezirke für die Beerdigung von Menschen zuständig, wenn keine Angehörigen vorhanden oder zu ermitteln sind, keine Vorsorge zur Bestattung getroffen wurde und kein anderer für die Bestattung sorgt.
Im Bezirk Reinickendorf gibt es jedes Jahr laut Zeitungsbericht im Durchschnitt 220 Todesfälle von Menschen, für die das zuständige Gesundheitsamt die Bestattung organisiert. Die Urnenbeisetzung finde auf dem Domfriedhof St. Hedwig im Bezirk Mitte statt, weil dort die Gebühren am niedrigsten seien. An der letzten Ruhestätte würden auf kleinen grünen Täfelchen Name sowie Geburts- und Sterbedaten vermerkt. Eine Trauerfeier findet allerdings nicht statt.
Die Gedenkfeier finde "ohne religiösen Bezug" statt, heißt es in dem Beitrag weiter. Pfarrer Andreas Hertel von der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin Hermsdorf kündigte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) an, zum Abschluss ohne Talar ein Gebet zu sprechen. Das Bezirksamt hatte seinen Angaben zufolge darauf Wert gelegt, die Feier nicht als Gottesdienst zu bezeichnen.
Zwischen Liedern und Musik sollen die Namen der Toten verlesen und - ohne Namensnennung - ungewöhnliche Lebenswege dargestellt werden. Die Feier sei offen für Angehörige, Freunde und alle anteilnehmenden Bürgerinnen und Bürger, so der "Tagesspiegel". Zu den Initiatoren zählen unter anderem Patrick Larscheid, Leiter des Gesundheitsamtes, sowie Pfarrer Hertel. Unterstützt werde die Initiative vom zuständigen Bezirksstadtrat Uwe Brockhausen (SPD). Künftig soll jeden dritten Sonntag im Januar an die Toten erinnert werden, an die keiner gedachte, schreibt der "Tagesspiegel" weiter.