Bedford-Strohm fordert, Kirchen müssten Brücke zu Großbritannien sein

Kirchen müssen im Brexit Brücken bauen
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Die Kirchen in England und Deutschland müssten nach allen Kräften verhindern, dass extreme Richtungen aus der Emotionalisierung der Debatte politischen Profit ziehen, so Bedford-Strohm.
Bedford-Strohm fordert, Kirchen müssten Brücke zu Großbritannien sein
Er nennt das Vereinigte Königreich "ein zentrales Stück Europa": Wenn es nach dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm ginge, blieben die Briten in der EU. In besonderer Verantwortung für das Projekt Europa sieht er die Kirchen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich für einen Verbleib des Vereinigten Königsreichs in der EU ausgesprochen. "Die klare Botschaft an die Briten muss jetzt erst recht sein: Wir wollen auf euch als ein zentrales Stück Europa nicht verzichten", sagte Bedford-Strohm am Donnerstagabend in seinem Grußwort beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Großbritannien scheine alles, was nach zwei Weltkriegen an Zusammenhalt zwischen den Völkern Europas entstanden ist, in Gefahr zu geraten.

Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, rief laut Redemanuskript dazu auf, anti-britischen und anti-europäischen Stimmen entschieden zu widersprechen. Besonders hob er die Rolle der Kirchen hervor: "Ich bin davon überzeugt, dass sich die Verantwortung für das Friedensprojekt Europa gerade auch den Kirchen stellt." Dort, wo Hass oder Nationalismus geschürt würden, seien die Kirchen zum Widerspruch aufgefordert. "Wir sind gerufen, für Solidarität und Kooperation über nationale Grenzen hinweg einzutreten, für die Versöhnung gerade zwischen Völkern, die eine lange und traurige Geschichte von Krieg und Gewalt hinter sich haben."

Kirchen als Brückenbauer

Besonders in der verfahrenen Brexit-Situation müssen die Kirchen laut Bedford-Strohm Brücken zwischen dem europäischen Kontinent und Großbritannien bauen. Es sei jetzt die Aufgabe der Kirchen und ihrer Netzwerke, Spaltungstendenzen in Europa und emotionalen Reaktionen, wie etwa Spott und Häme gegenüber England, entgegenzuwirken, sagte der Theologe am Donnerstagvormittag im Münchner Presseclub.

Die Kirchen in England und Deutschland müssten nach allen Kräften verhindern, dass extreme Richtungen aus der Emotionalisierung der Debatte politischen Profit ziehen. Er habe deshalb eine Anzeige in der britischen Tageszeitung "The Times", die am Freitag erscheinen soll, mitunterzeichnet, in der Politiker und Prominente betonen, dass England und Europa auch in Zukunft in einer engen Verbindung stehen sollten.

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Nach den Turbulenzen um den Brexit rief der EKD-Ratsvorsitzende eindringlich zu einer regen Beteilung bei der anstehenden Europawahl Ende Mai auf. Denn bei dieser Wahl entscheide sich, welche Gruppierungen und Strömungen in Zukunft Europa prägen.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte in seiner Rede in Tutzing, die Europäische Union müsse heute mehr denn je zusammenhalten. Nur dann könne sie als "Faktor des Friedens und der Stabilität" bestehen. Der Brexit habe vielen Europaskeptikern vor Augen geführt, "was man an der EU hat", sagte Asselborn laut Redemanuskript. Ihn stimme traurig, dass die EU seit 2015 keine gemeinsame Migrationspolitik verfolge, weil einzelne Staaten eine Entscheidung blockierten. Dabei führe "kein Weg an einer automatischen Verteilung" von Migranten vorbei.

Bereits im November vergangenen Jahres hatten sich Bedford-Strohm und die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, für Europa starkgemacht: "Als Spitzen unserer Kirchen sind wir miteinander verbunden im Bekenntnis um ein starkes Europa, das dem gemeinsamen Wohl und dem Respekt gegenüber der Würde aller Menschen dient", hieß in einer anlässlich eines Treffens in London veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.