Auch wenn es momentan viele Schwierigkeiten gebe, wäre es eine Katastrophe, die EU als das Grundproblem dafür zu sehen. "Denn die Alternative dazu wäre eine Renationalisierung einzelner Staaten, wie wir sie zum Teil ja bereits erleben, und das kann auf gar keinen Fall eine Lösung sein", betonte Meister, der seit dem Herbst auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Nötig seien starke Bündnisse von Menschen, die Europa positiv gegenüber stünden.
"Meine Generation ist in einem Europa groß geworden, in dem stetig zusammenwuchs, was zusammengehört. Zum Schluss konnten wir als größte Errungenschaft sogar ohne Pass fast überall hinreisen", unterstrich der 56-Jährige. Die Vorstellung eines neu gewählten Parlaments mit möglicherweise mehrheitlich europakritischen Abgeordneten bringe ihn um den Schlaf. "Ich will mich nicht im Juni fragen müssen, was hast du eigentlich getan, um dies zu verhindern."
In diesem Zusammenhang betonte der Landesbischof, dass "einer der herausragenden Momente" in seinem Berufsleben seine Predigt im November am "Remberance Day" in England zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gewesen sei. "Dass ich an einem national sehr aufgeladenen Erinnerungstag in der Kathedrale im nordenglischen Ripon vor rund 2.000 Menschen, unter ihnen Hunderte ehemalige Soldaten, predigen durfte, bewegt mich noch immer."
Die deutschen Kirchen müssten deutliche Mahner dafür bleiben, dass bei der Frage von Rüstungsexporten eine andere Linie gebraucht werde. Deutschland sei immer noch unter den Top fünf bei der Waffenproduktion. Im vergangenen Jahr seien Rüstungsexporte an 52 Staaten genehmigt worden, in denen teilweise die Menschenrechtslage sehr bedenklich sei, sagte Meister und fügte hinzu: "Die Kriege in aller Welt sind auch unsere Kriege, denn wir exportieren unsere Waffen dorthin."