Der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss prüft derzeit, ob der Test, der anhand des Bluts der Schwangeren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit darüber Auskunft gibt, ob ein Kind Trisomie 21, 13 oder 18 hat, von den Krankenkassen übernommen werden soll. Derzeit müssen werdende Mütter die Kosten von etwa 200 Euro selbst übernehmen. Der Test birgt kein Risiko im Unterschied zu Fruchtwasseruntersuchungen, mit denen ein hohes Fehlgeburtsrisiko einhergeht.
Scharf argumentierte allerdings, der Test gebe nur eine Wahrscheinlichkeit an, wenn auch eine hohe. Die Untersuchung des Fruchtwassers, die von den Kassen bislang übernommen wird, sei mit einer Diagnose verbunden. Für eine eindeutige Aussage müsse diese Methode ergänzend ohnehin dazugezogen werden. Scharf forderte eine gesellschaftliche Debatte über den Test, der nach seiner Einschätzung falsch wahrgenommen wird. "Für die Frage, ob ein Kind gesund ist, ist es der falsche Test", sagte er. Diese Erwartung hätten aber viele an den Bluttest. Der Darmstädter Arzt berichtete von einem Anruf einer Frau, die gefragt habe: "Wird bei euch dieser Abtreibungstest durchgeführt?" "Das bringt das Problem auf den Punkt", sagte er.
Die Pränatalmedizinerin Nilgün Dutar sagte, viel wichtiger für die Beurteilung des Zustands des Ungeboren sei das Screening im ersten Schwangerschaftstrimester mit der Nackenfaltenmessung. Sie kostet nach Angaben des Verbands ebenfalls rund 200 Euro und wird nicht von den Kassen übernommen. Wesentlich häufigere Auffälligkeiten wie Herzfehler würden dort erkannt.
Die Züricher Ärztin und Ethikerin Tanja Krones sagte, in der Schweiz sei der Bluttest auf Trisomie Kassenleistung, "aber nicht für alle". Auch für eine deutsche Regelung schlägt Scharf vor, den Test nur für die Schwangeren zur Kassenleistung zu machen, die eine besondere Indikation haben. Alle anderen, die den Test trotzdem machen wollen, müssten ihn dann weiter selbst bezahlen, erläuterte Scharf.