Brexit: Bischöfe wollen deutsch-englische Partnerschaften stärken

Brexit: Bischöfe wollen deutsch-englische Partnerschaften stärken
Leitende Theologen aus Großbritannien und Deutschland wollen angesichts des Brexits in Partnerschaften zwischen britischen und deutschen Kirchen intensivieren. Mit dem Austritt aus der EU würden solche Verbindungen immer wichtiger, sagte der anglikanische Erzdiakon Colin Williams am Mittwochabend in Hannover: "Wir als Engländer brauchen dringend Ihre Hilfe, um uns daran zu erinnern, dass wir weiter eng verbunden sind." Großbritannien verlasse zwar die EU, bleibe aber weiter ein Teil Europas.

Colins, der für die Church of England von Frankfurt am Main aus die Diözese "Europe" betreut, sprach bei einer Podiumsdiskussion in der hannoverschen Marktkirche über die Haltung der Kirchen zum "Brexit". Als Beispiele für entsprechende Partnerschaften nannte er die Verbindungen zwischen der Diözese Leeds und der hannoverschen Landeskirche sowie zwischen der Diözese Blackburn und der braunschweigischen Landeskirche.

Der Brexit sei auch ein Scheitern der Kirchenleitungen in Großbritannien gewesen, unterstrich Williams. "Wir hätten lauter sagen müssen, dass es um die Seele Europas geht." Stattdessen sei vor allem über Wirtschaft geredet worden, kritisierte er. Zwei Drittel aller Mitglieder der Church of England hätten für den Brexit gestimmt. Dies seien Erhebungen zufolge vor allem Menschen über 60 gewesen.



Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister warb ebenfalls für eine Intensivierung der Kirchenbeziehungen. Pastoren, Gemeindemitglieder und evangelische Schulen sollten häufiger den gegenseitigen Austausch suchen, schlug er vor. Nach dem Brexit-Referendum 2016 sei die Diözese von Leeds auf die hannoversche Landeskirche zugekommen und habe um eine Partnerschaft gebeten, berichtete der evangelische Theologe. "Das war ein brennender Appell." 

Der grüne Europa-Abgeordnete Sven Giegold warnte in der Diskussion davor, den EU-Austritt als rein britisches Phänomen zu betrachten. "Wer glaubt, das kann nicht auch in Deutschland passieren, könnte sich noch wundern." Neben den Kirchen sei die gesamte Zivilgesellschaft aufgefordert, nationalistischen "Zündlern" breit entgegenzutreten, forderte Giegold. Für Großbritannien sei der EU-Austritt ein großer Nachteil. "Sie sind weiter auf den europäischen Markt angewiesen, dürfen jetzt aber nichts mehr mitentscheiden."