Bei dem Festakt zu "100 Jahre Frauenwahlrecht" betonte Giffey, gleiche Chancen für Frauen und Männer seien gut für die Demokratie. Derzeit seien in keinem Parlament in Deutschland Frauen gleichberechtigt vertreten. Im Bundestag sei der Frauenanteil nach der vergangenen Wahl sogar um sechs Prozent auf 31 Prozent gesunken und habe damit den Stand von vor 20 Jahren, kritisierte Giffey.
Sie betonte, gleiche Teilhabe von Frauen und Männern seien immer noch keine Selbstverständlichkeit und müssten immer wieder neu erkämpft werden. Dabei gehe es um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Aufwertung sozialer Berufe und den Schutz vor Gewalt.
Auch die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, kritisierte, dass Frauen sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert seien. Im RBB-Inforadio sagte Allmendinger, das liege vor allem an verkrusteten Strukturen, die sich in Deutschland nur langsam lösten. Die Soziologin plädierte wie Giffey für die Einführung einer Quote. In allen Parteien ohne Quote gebe es deutlich weniger Frauen in Ämtern, sagte sie.
Am 12. November 1918 hatte die Revolutionsregierung aus SPD und USPD, der Rat der Volksbeauftragten, das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer und Frauen im Deutschen Reich verkündet. Frauen durften erstmals am 19. Januar 1919 an der Wahl der verfassunggebenden Nationalversammlung teilnehmen. Bei der Wahl kandidierten 300 Frauen. 37 von ihnen zogen in das Parlament ein. Die Wahlbeteiligung der Frauen lag bei 80 Prozent.