Kirche berät über Frauenquote bei Führungsposten

Studentinnen der Theologie im Talar auf dem Campus der Augustana-Hochschule Neuendettelsau
epd-bild/Timm Schamberger
Beim Pfarrer:innen-Nachwuchs sind Frauen bereits in der Mehrzahl. In kirchlichen Führungspositionen sind sie nach wie vor krass unterrepräsentiert. (Archivbild)
Gleichstellung
Kirche berät über Frauenquote bei Führungsposten
Die Schwabacher Dekanin Berthild Sachs wird neue Regionalbischöfin in Bayreuth. Vorausgegangen war eine lange Hängepartie und die Diskussion über Frauen in Führungspositionen, die bei der Herbstsynode der bayerischen Landeskirche fortgesetzt wird.

Monatelang hat die Suche nach einer neuen Leitung des Kirchenkreises Bayreuth gedauert. Auf Regionalbischöfin Dorothea Greiner, die seit 2009 an der Spitze des Kirchenkreises stand und zum 31. Oktober in den Ruhestand ging, sollte zunächst der Nürnberger Dekan Jonas Schiller folgen. Bereits am 21. Juni - einen Tag, nachdem er als neuer Regionalbischof vorgestellt wurde - gab der 46-Jährige seinen Rückzug bekannt. Er werde das Amt "aus privaten Gründen" nicht antreten, teilte er mit, und wolle weiter Dekan bleiben.

Die Berufung eines Mannes zum Regionalbischof in Bayreuth hat in der bayerischen Landeskirche eine Diskussion über Frauen in Leitungspositionen in Gang gesetzt. Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski kritisierte in einem Instagram-Video, dass erneut bei der Vergabe eines Oberkirchenrats-Postens keine Frau berücksichtigt worden sei. Zu diesem Zeitpunkt waren nur drei von 13 Oberkirchenräten im Landeskirchenrat - einem der kirchenleitenden Organe, dem der Landesbischof vorsteht - Frauen.

In der neuen Stellenausschreibung im September wurde der Wunsch nach Bewerberinnen nochmals verstärkt betont. Aus der Formulierung vom April, dass "besonders auch Bewerbungen von Frauen" begrüßt würden, wurde nun, dass man "deshalb ausdrücklich Bewerbungen von Pfarrerinnen" begrüße.

Am 20. November gab die Landeskirche nun bekannt, dass die Schwabacher Dekanin Berthild Sachs neue Regionalbischöfin wird. "Ich freue mich auf die Verantwortung und die Gestaltungsaufgabe", sagte die 58-Jährige dem Evangelischen Pressedienst. Sie glaube, dass sie dafür "eine ganze Menge Vorerfahrung" mitbringe und fühle sich keineswegs als "Quotenfrau". Sachs wird ihr neues Amt im März 2025 antreten.

40, 50 oder 60 Prozent

Über Geschlechtergerechtigkeit in Führungspositionen und um Nachwuchsgewinnung soll auch bei der Herbsttagung der Landessynode vom 24. bis 27. November in Amberg gesprochen werden.

Die künftige Regionalbischöfin Berthild Sachs sieht sich keineswegs als "Quotenfrau"

Eine Eingabe, die der Synode vorliegt, fordert zum Beispiel eine Frauenquote für bestimmte Leitungspositionen von mindestens 50 Prozent. Insbesondere für den Landeskirchenrat und auf Dekanatsebene dürfe so lange kein Mann berufen werden, bis die Quote von mindestens 50 Prozent Frauen erreicht sei, heißt es.

Der Landeskirchenrat hingegen empfiehlt in seiner Stellungnahme eine flexible Quote von 40 bis 60 Prozent. Eine 40-Prozent-Quote auch für Männer würde aber von vornherein ausschließen, dass Frauen in Zukunft auch einmal eine Mehrheit von mehr als 60 Prozent in Leitungsgremien und Führungspositionen erreichten, gab die Synodale Constanze Pott zu bedenken. Sie vertritt die Interessen der Synodalen in der Frauenfrage.

Sorge um Nachwuchs

Es brauche einen echten Struktur- und Kulturwandel - allein schon wegen der Tatsache, dass derzeit rund 80 Prozent des theologischen Nachwuchses weiblich sei, sagte Pott. Dagegen seien nur 30 Prozent der Dekansposten von Frauen besetzt, im Landeskirchenrat liege die Quote derzeit bei unter 20 Prozent.

Frauenförderung sei zugleich auch Nachwuchsförderung, die angesichts des Pfarrermangels immer wichtiger werde. Ein weiterer Antrag fordert deshalb frauenfördernde Maßnahmen in der landeskirchlichen Personalabteilung, etwa Fortbildungs- und Trainingsprogramme für Frauen oder die Beteiligung der Beauftragten für "Chancengerechtigkeit" in Bewerbungs- und Berufungsverfahren.

Auch der Landessynodalausschuss hat sich mit der Frauenfrage befasst und eine eigene Gesetzesinitiative vorgelegt: Er will das kirchliche Gleichstellungsgesetz bei der Wahl von Oberkirchenrätinnen und -räten anpassen. Konkret soll der oder die Beauftragte für Chancengerechtigkeit deutlich mehr in den Ausschreibungs- und Bewerbungsprozess eingebunden werden und dabei aktiv mitwirken. Das Gesetz müsste eigentlich komplett überarbeitet werden, sagte Pott. Dennoch halte sie die jetzt angedachte Anpassung des Kirchengesetzes für einen "ganz wichtigen Schritt".

Der Landeskirchenrat schreibt in einer seiner Stellungnahmen, dass er für die kommenden 10 bis 15 Jahre mit einem starken Personalrückgang bei Pfarrern, Diakonen, Religionspädagogen, Sozialpädagogen und Kirchenmusikern rechne. Bis 2035 seien rund 40 Prozent der derzeitigen Mitarbeitenden der genannten Berufsgruppen in den Ruhestand eingetreten. Man müsse als Arbeitgeber in Zukunft daher noch mehr als bisher um junge Menschen werben.