Die evangelische Kirche wird ihre Gemeinden auch künftig bei der Gewährung von Kirchenasyl unterstützen. Er rechne damit, dass Angriffe auf das Kirchenasyl aus dem rechten Spektrum weiter zunehmen werden, sagte der Berliner Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, bei der Jahrestagung der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche in Hamburg. Er sehe auch nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen keine Entspannung.
Das dreitägige Bundestreffen mit mehr als 100 Vertretern aus Flüchtlingsinitiativen, Gemeinden und Beratungsstellen endete am Sonntag mit einem Gottesdienst. Aktuell gewähren 531 evangelische oder katholische Gemeinden Kirchenasyl für mehr als 850 Flüchtlinge, um Entscheidungen der Behörden überprüfen zu lassen. Nach Schätzung der Hamburger Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims, Vorsitzende des Bundesarbeitsgemeinschaft, sind etwa 75 Prozent der Kirchenasyle erfolgreich.
Dutzmann warb dafür, dass die Gemeinden mit den Behörden zusammenarbeiten und ein Dossier über ihren Fall einreichen. Dies sei Teil einer Übereinkunft der Kirchen mit dem Bamf. Doch nur etwa die Hälfte der Gemeinden komme dem nach. "Die Chancen sind größer, wenn wir den Austausch nicht aufgeben", betonte der Theologe. Stärker als noch etwa vor drei Jahren müssten sich heute Gemeinden bei Behörden und in der Bevölkerung dafür rechtfertigen, wenn sie Flüchtlingen Schutz gewährten.
Rund 90 Prozent der Kirchenasyle betrifft das Dublin-Verfahren. Dabei wird noch vor der eigentlichen Prüfung des Asylantrages entschieden, welcher europäische Staat zuständig ist. In den Ländern, in denen Flüchtlinge erstmals europäischen Boden betraten, drohen ihnen jedoch häufig Gewalt wie in Bulgarien oder Obdachlosigkeit wie in Italien.
Flüchtlingspastorin Jochims beklagte, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bei den Asylfällen zu formal entscheide. Es gebe im Gesetz einen Ermessensspielraum für humanitäre Härten, der häufig nicht genutzt werde.