Rabbiner fordert mehr politische Predigten

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und Rabbiner Gabor Lengyel in der evangelischen Marktkirche.
© epd-bild/Jens Schulze
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und Rabbiner Gabor Lengyel aus Hannovertrafen sich am Vorabend des Reformationstages in der Marktkirche in Hannover bei der Veranstaltung"Was gesagt werden muss. Reformation und Judentum".
Rabbiner fordert mehr politische Predigten
Der Rabbiner Gabor Lengyel aus Hannover hat Pastoren und Rabbiner aufgefordert, verstärkt politische Predigten gegen Rassismus zu halten.

"Nach den Ausschreitungen in Chemnitz, eine Predigt zu halten über die Liebe und den Glauben, ohne auf Chemnitz einzugehen, ist eine Sünde", sagte Lengyel am Dienstagabend in Hannover bei einer Veranstaltung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum Reformationstag (31. Oktober). "Wenn in unserer Gesellschaft Grundsätzliches ins Rutschen gerät, kann ein Pastor oder Rabbiner nicht schweigen."

Gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister sprach Lengyel bei der Veranstaltung "Was gesagt werden muss. Reformation und Judentum", die künftig jedes Jahr am Vorabend des Reformationstages in der evangelischen Marktkirche stattfinden soll. Er mache sich große Sorgen über den wachsenden Rassismus und Nationalismus in Europa, sagte der Rabbiner. "Die Partner im christlich-jüdischen Gespräch müssen diese schmerzenden Themen öffentlich und mit starker Stimme bekämpfen."



Unter Applaus betonte Lengyel, der zur Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover gehört: "Ich bin bereit, in christlichen Kirchen mehr zu predigen, damit meine jüdische Stimme andere Kreise der evangelischen Kirchen erreicht." Er selbst habe auch keine Minute gezögert, die Einladung zu der Veranstaltung in der Marktkirche anzunehmen - "auch dann, wenn ich möglicherweise gerade von jüdischer Seite Kritik erfahren werde". In der Diskussion um den neu eingeführten Reformationstag in Niedersachsen hatte es Verstimmungen innerhalb der jüdischen Gemeinden gegeben. Jüdische Vertreter wiesen immer wieder auf judenfeindliche Äußerungen des Reformators Martin Luther (1483-1546) hin.