"Supermärkte sollen Lebensmittel spenden"

Unverkaufte Lebensmittel aus Supermärkten dürfen nicht weggeworfen werden.
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Die Auswahl ist riesig in den Supermärkten und vieles wird nicht verkauft und weggeworfen.
"Supermärkte sollen Lebensmittel spenden"
Interview zum Welternährungstag am 16. Oktober
Unverkaufte Lebensmittel aus Supermärkten dürfen nicht weggeworfen werden, findet Claudia Ruthner. Deshalb hat die Starnbergerin gemeinsam mit fünf Menschen aus anderen EU-Ländern die Online-Petition "EU: Verpflichtet Supermärkte, ihr unverkauftes Essen zu spenden!" gestartet. Bislang haben 1,2 Millionen Menschen unterzeichnet. An diesem Dienstag, dem Welternährungstag, übergibt Ruthner in Brüssel die Unterschriftenliste an Sabine Jülicher, EU-Direktorin für Lebensmittelsicherheit.

Frau Ruthner, was hat Sie motiviert, die Petition zu starten?

Ruthner: In Europa sind mehr als 100 Millionen Menschen von Armut bedroht. Zugleich wirft jeder Supermarkt im Schnitt jeden Abend 40 Kilogramm Essen weg. 2015 habe ich gelesen, dass in Frankreich ein Gesetz beschlossen wurde, nach dem große Supermärkte keine unverkauften Lebensmittel mehr wegschmeißen dürfen. Stattdessen müssen sie diese an Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Da habe ich mich sehr geärgert, dass es sowas nicht auch in Deutschland gibt. Dann habe ich die Petition gestartet, doch richtig angeschoben haben wir sie erst jetzt zum Welternährungstag.



Wie gehen Sie selbst mit Lebensmitteln um?

Ruthner: Ich versuche, gar nichts wegzuwerfen. Ein Apfel ist so schön gewachsen - ich finde, es ist seine Bestimmung, mir zu schmecken. Braune Bananen kann ich immer noch zum Backen und weiche Tomaten für eine Bolognese verwenden. Mir tut es um die Lebensmittel leid, die weggeworfen werden, obwohl sie noch essbar sind. Nach dem Krieg haben Menschen sogar die Kartoffelschalen gegessen. Trotzdem sind es nicht die Privathaushalte, die die meisten Lebensmittel verschwenden, auch wenn uns das immer wieder weisgemacht wird. Es beginnt beim Erzeuger, der zu viel produziert und sich nach unsinnigen EU-Normen etwa zur Gurkenkrümmung richten muss. Auch die Supermärkte sind nur ein Teil des Problems.



Haben Sie Hoffnung, dass die Politik reagiert und es eine gesetzliche Vorgabe der EU gibt?

Ruthner: Bisher wenig. Wir sind ein David gegen viele Goliaths, und die Lebensmittel-Lobbys sind extrem stark. Das Thema Wegwerfen wird politisch häufig komplett ignoriert und es wird nur auf die Privathaushalte verwiesen. Dabei könnten wir mit den produzierten Lebensmitteln weltweit zehn Milliarden Menschen ernähren. Die Politik müsste auch so sinnvolle Vorstöße wie Doggybags in Restaurants fördern, mit denen man übriges Essen mitnehmen kann. Viele Menschen denken längst so. Der Druck von unten muss noch viel größer werden.