Alternativer Literaturnobelpreis vergeben

Schriftstellerin Maryse Condé
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Schriftstellerin Maryse Condé gewann den Alternativen Literaturnobelpreis.
Alternativer Literaturnobelpreis vergeben
Die französische Schriftstellerin Maryse Condé wird für ihr Lebenswerk mit dem alternativen Literaturnobelpreis geehrt. Die 81-Jährige sei eine große Erzählerin, deren Werk über die Gewalt des Kolonialismus und das Chaos danach zur Weltliteratur gehöre, sagte Jury-Präsident Ann Palsson von der Initiative "Die Neue Akademie" am Freitag in Stockholm.

Die Auszeichnung "New Academy Prize in Literature" wird in diesem Jahr einmalig anstelle des Literaturnobelpreises vergeben, der wegen einer Krise der Schwedischen Akademie abgesagt wurde. Der Alternativ-Preis wird am 9. Dezember bei einem Festakt in Stockholm überreicht.

Condé, die der Pressekonferenz in der Stockholmer Stadtbibliothek live zugeschaltet wurde, zeigte sich "glücklich und stolz". Familie, Freunde und die Menschen auf Guadeloupe seien begeistert über den Preis und die Tatsache, dass damit ein Land gewürdigt werde, dass sonst nur bei Hurrikan- und Erdbeben-Katastrophen weltweit wahrgenommen werde. Die französischsprachige Autorin stammt von der Karibik-Insel und lebt heute abwechselnd dort und in New York.

Ethnien, Religionen und Untergang

Für ihren 1984 erschienenen Roman "Segu - Die Mauern aus Lehm"  wurde Condé vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Prix de la Académie Française" und dem LiBeraturpreis, der an Autoren aus Afrika, Asien und Lateinamerika vergeben wird. Anregungen zu der Familien-Saga, die zugleich von Ethnien, Religionen und vom Untergang der Stadt Segu erzählt, hatte Condé, die viel in Westafrika unterwegs war, in Mali gesammelt.



Weitere Romane der promovierten Literaturwissenschaftlerin sind "Ich, Tituba, die schwarze Hexe von Salem" (1986, dt. 1988), "Unter den Mangroven" (1989, dt.1991) und "Insel der Vergangenheit" (1997, dt. 2001). Condé schrieb auch Kinderbücher, Theaterstücke und zahlreiche Essays.

Sie schreibe in einer überwältigenden Sprache, sagte die schwedische Journalistin Palsson weiter zur Begründung für die Auszeichnung. Condé zeige Humor, Respekt und Menschlichkeit und setze in ihrem Werk Geschlechter, Rassen und Klassen in ein neues Verhältnis zueinander.

Alternativ-Preis Literaturnobelpreis wird nur in diesem Jahr vergeben

Der schwedische Alternativ-Preis zum Literaturnobelpreis wird nur in diesem Jahr vergeben. Unter den Finalisten waren auch die Kanadierin Kim Thuy, der britische Fantasy-Autor Neil Gaiman und der japanische Schriftsteller Haruki Murakami, der seine Teilnahme allerdings zurückgezogen hatte. Die eigens dafür geschaffene "Neue Akademie" hatte mit der Preisvergabe ein Zeichen für "Demokratie, Vielfalt und Inklusion" setzen wollen, wie Gründerin Alexandra Pascalidou am Freitag sagte. Die "Neue Akademie" wird sich nach der festlichen Preisverleihung im Dezember wieder auflösen.

Der Literaturnobelpreis wird in diesem Jahr ausgesetzt, nachdem die Schwedische Akademie wegen eines Skandals mit Belästigungs- und Korruptionsvorwürfen nicht abstimmungsfähig war. Im kommenden Jahr soll er zweimal vergeben werden.

Einzigartiger Blick auf das Zeitgeschehen

Freude über die Entscheidung in Stockholm herrscht am Freitag am Stand des Unionsverlags auf der Buchmesse, der "Segu" und "Wie Spreu im Wind", einen Roman über das alte Mali, veröffentlicht hat. Condé baue erzählerisch eine "Brücke" zurück nach Afrika, dem Land ihrer Vorfahren, die durch den Sklavenhandel in die Karibik kamen, sagte Verlagsleiter Lucien Leitess dem epd. Ihr neuer Blick auf die Welt und auch auf das Zeitgeschehen sei einzigartig in der Weltliteratur. Weitere Bücher von ihr sind bei Droemer Knaur erschienen.

Maryse Condé wurde als jüngstes von acht Kindern 1937 auf der Karibik-Insel Guadeloupe geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft in Paris, arbeitete in den 60er Jahren an verschiedenen Schulen und Sprachinstituten in Guinea, später in Ghana und im Senegal. Nach Lehrtätigkeiten an der Pariser Sorbonne in den 80er Jahren unterrichtete sie französischsprachige afrikanische Literatur an der Columbia University in New York. Sie ist in zweiter Ehe mit dem Übersetzer Richard Philcox verheiratet.