Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem wir nichts von Industrie 4.0, Smart Home, Facebook und Robotern hören oder lesen. Mal überwiegt dabei ein fortschrittseuphorischer, mal ein eher kulturpessimistischer Unterton.
Haben früher technologische Umwälzungen ihre Zeit gebraucht, bis sie auch den privaten Alltag der breiten Bevölkerung tiefgreifend veränderten, so ist das bei dieser vierten industriellen Revolution längst eingetreten. Mit Smartphone, WLAN und LTE beamen wir uns in Millisekunden die Welt auf 5 Zoll hinunter – und machen uns, wenn wir das wollen, rund um die Uhr erreichbar, mit allen Chancen und Risiken, die das mit sich bringt. Algorithmen vermessen unseren Score-Wert nicht nur bei der Kreditvergabe, der moderne Krieg wird mit Drohnen ausgefochten und dann, wenn es ans Altern geht, werden sich einst vielleicht Pflegeroboter um uns kümmern, wie jetzt schon in Japan. Die „Künstliche Intelligenz“ macht das möglich.
Schon allein diese kleine Aufzählung zeigt deutlich, welche ethischen Herausforderungen mit dieser Welt „zwischen 0 und 1“ verbunden sind. Der Ruf nach einer „digitalen Ethik“ wird daher lauter. Über welche Handlungs- und Gestaltungsspielräume verfügen wir hier eigentlich? Oder haben wir sie längst verloren und sind bei der Digitalisierung unseres Alltagslebens nur noch fremdbestimmt? Es ist bemerkenswert, dass genau diese Frage nicht mehr nur Thriller-Autoren und –Leser umtreibt, sondern dass sie mittlerweile auch Eingang etwa in die derzeitigen literarischen Debüts junger SchriftstellerInnen findet. Ganz zu schweigen von denen, die mit „Digital Detox“ versuchen, sich eine Auszeit zu verschaffen und von der Smartphone-Sucht loszukommen.
Im Rahmen unserer diesjährigen Evangelischen Akademiewoche unternehmen wir eine virtuelle Erkundungsfahrt durch Untiefen der Welt 4.0. Mit wachem, kritischem Interesse für das, was auf uns zukommt – und vielleicht uns jetzt schon bewegt. Aber auch mit dem Ziel, uns Orientierung zu verschaffen und genau diese Handlungs- und Gestaltungsspielräume auszuloten, die sich in einer Welt „zwischen 0 und 1“ bieten.
Da passt es gut, dass diese mittlerweile achte Akademiewoche erneut in die Woche des Reformationstags fällt. Er kann u.a. als Erinnerung und Ermutigung verstanden werden, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Heute auch digital. Seien Sie zu den nachfolgenden Veranstaltungen herzlich eingeladen und besten Dank allen Mitwirkenden und KooperationspartnerInnen, ohne die es diese Akademiewoche nicht geben würde.