Das Problem Flucht und Migration lasse "sich gewiss nicht lösen mit offenen Grenzen pur: alle ins Land. Das will auch niemand." Zugleich forderte Rekowski in einem Streitgespräch mit dem Vorsitzenden der Jungen Union, Paul Ziemiak, eine gemeinsame gesellschaftliche Anstrengung für eine humanitäre Flüchtlingspolitik.
Migranten sind nicht das Problem
Rekowski warnte davor, Migranten als Problem darzustellen. Vielmehr müssten Probleme gelöst werden, die das Zusammenleben erschweren. "Dazu gehört, dass etwa bei der Zusammensetzung von Wohngebieten die Integrationsfähigkeit auch von der Politik mit bedacht werden muss. Wenn, wie in meiner Heimat in Wuppertal, alle Flüchtlinge und auch EU-Migranten wegen der besonders günstigen Wohnpreise in nur ein Viertel ziehen, muss man sich nicht wundern, wenn es Schwierigkeiten und Konflikte in Schulen und Kitas gibt", sagte der evangelische Theologe.
Zum Thema Fluchtroute über das Mittelmeer wies Rekowski Behauptungen zurück, die Rettungsboote seien erst der Magnet für Flüchtlinge: "Im Juni dieses Jahres, als die NGO-Boote nicht fahren durften, hatten wir die höchste Quote an Toten im Mittelmeer, seitdem gezählt wird." Trotzdem müsse auch nach neuen Wegen gesucht werden. "Können wir etwa für besonders schutzbedürftige Menschen humanitäre Korridore einrichten, um die gefährliche Flucht übers Meer zu vermeiden?", fragte der Präses, der sich im Juli auf Malta über die Situation vor Ort informiert hatte.
Humanitäre Politik muss auch den Menschen dienen
Der CDU-Politiker Ziemiak erklärte, humanitäre Politik dürfe nicht nur nach Fernsehbildern gehen, "sondern humanitäre Politik muss auch den Menschen dienen, die es gar nicht erst bis zur Mittelmeerküste schaffen." "Was ist mit den Menschen, die in Afrika unterwegs sind, was ist mit den Menschen, die zu schwach sind, um sich auf den Weg nach Europa zu machen?", sagte er. Die Politik müsse diese Menschen in den Blick nehmen, "nicht nur diejenigen, die es bis an unsere Grenze schaffen".