Trotz jüdischer Parteimitglieder sei die AfD antisemitisch und propagiere ein Programm, das jüdisches Leben unmöglich mache. Die Partei sei gegen die rituelle Beschneidung und gegen das Schächten von Schlachttieren. "So wie ein Mensch jüdische Freunde haben und trotzdem ein Antisemit sein kann, so sind jüdische Mitglieder noch längst keine Gewähr dafür, dass eine Partei nicht antisemitische Tendenzen aufweist", sagte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. AfD-Politiker wollen an diesem Sonntag in Wiesbaden die Vereinigung "Juden in der AfD" gründen.
Knobloch forderte eine sofortige Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz. "Es ist mir absolut unverständlich, warum das nicht längst geschehen ist", sagte sie: "Ich bin fassungslos." Notwendig sei ein Konsens aller Parteien, dass sich die AfD außerhalb freiheitlicher Werte bewege. Knobloch: "Mich befremdet, dass es nicht einmal diesen Konsens bei uns derzeit gibt."
Zugleich beklagte sie eine Radikalisierung des Antisemitismus in Deutschland: "Früher war Antisemitismus die Ablehnung einer gewissen Bevölkerungsgruppe. Heute ist es schlicht und einfach Judenhass." Knobloch mahnte zur Vorsicht, wenn die Flüchtlingspolitik als Ursache für die Zunahme des Antisemitismus genannt wird. "Wir haben nicht ein Antisemitismusproblem, weil Menschen aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen", sagte sie. Das wäre eine sehr verkürzende Darstellung. Allerdings habe auch der muslimische Antisemitismus Einfluss in Deutschland.