Deutschland blickt in diesem Jahr auf 28 Jahre staatliche Wiedervereinigung zurück. Der Fall der Berliner Mauer vom 9. November 1989 jährt sich im kommenden Jahr zum 30. Mal. Für Mittwochmittag ist in der Staatsoper Unter den Linden ein Festakt geplant. Als Redner vorgesehen sind der amtierende Bundesratspräsident, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU). Seit Montag wird der diesjährige nationale Feiertag in Berlin mit einem dreitägigen Bürgerfest begangen.
Bei dem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom mahnte der katholische Erzbischof Heiner Koch, Lernbereitschaft an. "Wer nicht lernbereit ist, wer nicht die Grenzen seines Wissens, Fühlens und Handelns in aller Bescheidenheit anzuerkennen weiß, wer sich und seine Überzeugung für absolut hält und sich nicht als veränderungsnotwendig wahrnimmt, der ist mitten im Leben tot", sagte der Erzbischof und fügte laut Predigtmanuskript hinzu: "Eine Gesellschaft, die nicht lernfähig ist, erfriert und erstarrt." Lernfortschritte würden dabei oftmals angestoßen durch Menschen, die nicht zu den vertrauten Kreisen gehörten.
Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die Mauer inzwischen länger weg sei, als sie gestanden habe. Eine ganze Generation kenne die Mauer nur noch aus den Geschichtsbüchern, Ost- und Westdeutschland seien zusammengewachsen. Trotz der heutigen Selbstverständlichkeit der staatlichen Einheit entstünden jedoch heute wieder "Fliehkräfte, die unsere Gesellschaft auseinandertreiben" wollten, sagte er. Einheit bedeute daher nicht nur die Einheit von Ost und West, sondern auch die soziale Einheit des Landes.
"Nur wenn wir alle mitnehmen, sichern wir den sozialen Frieden in unserm Land", mahnte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und erinnerte an wirtschaftlich Erfolgreiche, auf soziale Unterstützung Angewiesene und Behinderte. Dies schließe auch Menschen ein, "die sich zu uns geflüchtet haben, und die, die hier immer schon sicher wohnen konnten".