Nach den schweren Erdbeben und einem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi ist die Zahl der Toten nach Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde vom Dienstag auf mindestens 1.234 gestiegen. Nach UN-Schätzungen wurden 800 Menschen teilweise schwer verletzt, mehr als 190.000 Menschen seien dringend auf Hilfe angewiesen. Die Bundesregierung stellte 1,5 Millionen Euro Soforthilfe bereit, wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin bekanntgab.
Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (UN-Ocha) in Genf teilte mit, dass die internationale Unterstützung für die notleidenden Menschen angelaufen sei. Helfer der UN, des Roten Kreuzes und anderer Organisationen seien auf dem Weg oder schon vor Ort, um die Lage zu beurteilen und praktische Hilfe zu leisten. Der Tsunami war am Freitag durch Erdbeben der Stärke 7,5 vor Sulawesis Küste ausgelöst worden.
Die Beben und der Tsunami könnten nach Einschätzung des Unicef-Mitarbeiters Gregor Henneka die schwerste Katastrophe für Indonesien seit dem verheerenden Tsunami 2004 oder zumindest seit dem Erdbeben in Padang vor knapp zehn Jahren sein. Das zeige allein die Tatsache, dass die Regierung die betroffene Gegend zum ersten Mal seit zehn Jahren für die internationale Hilfe geöffnet habe, sagte Henneka, der für das UN-Kinderhilfswerk in Jakarta ist, im WDR-Radio.
Zahl der Opfer steigt weiter
Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigt. Viele werden noch unter den Trümmern vermutet. Aus den Überresten einer zerstörten Kirche außerhalb der schwer getroffenen Stadt Palu wurden nach Angaben des Roten Kreuzes 34 Bibelschüler tot geborgen, Dutzende weitere gelten als vermisst. Zugleich bebte die Erde auf der Insel Sumba, mehr als 1.600 Kilometer südlich von Palu, einer regionalen Hauptstadt auf Sulawesi.
Schätzungsweise 66.000 Häuser seien auf der Insel Sulawesi beschädigt worden, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe weiter mit. Zehntausende Menschen seien obdachlos. Zudem sei die Infrastruktur teilweise total zerstört, Telefon- und Internetverbindungen, Brücken, Straßen und Flugplätze seien schwerbeschädigt.
Hilfsorganisationen berichten von Problemen, zu den hilfsbedürftigen Menschen vorzudringen. Nach Angaben von medico international liegen zu einigen betroffenen Gegenden noch immer keine Informationen vor, da Erdrutsche die Wege blockierten und die Telefonnetze ausgefallen seien. Zudem gebe es in den meisten Gebieten nach wie vor keinen Strom. Auch World Vision berichtete von Versorgungsengpässen in entlegenen Gebieten. "Die Infrastruktur muss im Moment eine Priorität sein - Straßen so zu reparieren, dass alle Versorgungsgüter ankommen können", sagte Margarettha Siregar von World Vision.
Am dringendsten benötigt werden laut UN-Ocha Essen, Trinkwasser, Medikamente und Notunterkünfte. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, wie verzweifelte Anwohner Geschäfte plünderten. Zunächst habe die Polizei Warnschüsse abgegeben, die Menschen dann aber gewähren lassen.
Laut der Weltgesundheitsorganisation beschädigten die Naturgewalten ein Krankenhaus. Gesundheitsstützpunkte würden auf Schäden inspiziert. Die WHO warnte auch vor dem Ausbruch infektiöser Krankheiten wie Cholera, da viele sanitäre Einrichtungen und Trinkwasserleitungen nicht mehr funktionierten. Eine normale Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, zum Beispiel bei der Geburt, sei nicht möglich. Zudem litten etliche Kinder, Frauen und Männer unter Traumata, die die Katastrophe verursacht habe.
Der Inselstaat Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. Regelmäßig kommt es zu Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen. Am 26. Dezember 2004 hatte ein Seebeben der Stärke 9,1 vor der Nordwestküste Sumatras einen Tsunami ausgelöst, bei dem in den Anrainerstaaten des Indischen Ozeans über 230.000 Menschen ums Leben kamen. Allein in Indonesien waren damals 170.000 Tote registriert worden.