Politik sei gefordert, Menschenwürde in der digitalen Welt zu schützen. Als Beispiele nennt Jung eine Weiterentwicklung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung zu einem Konzept informationeller Freiheitsgestaltung sowie eine Pflicht zur Offenlegung bestimmter Algorithmen. "Durch Algorithmen gesteuerte Entscheidungsprozesse, etwa bei der Personalauswahl, dürfen keine 'Black Box' bleiben", fordert Jung.
"Ich denke, dass es auch gut wäre, im Netz mediale Plattformen zu haben, die wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Versorgungsauftrag für Informationen haben - mit einem hohen Qualitätsstandard und demokratischer Kontrolle", schreibt der evangelische Theologe, der für einen pragmatischen Umgang mit dem technologischen Fortschritt wirbt.
Weder der Rückblick in eine vermeintlich heilere und bessere Welt noch der Ausblick in eine vermeintlich grandiose und problemfreie Zukunft sollten aus Jungs Sicht verklärt werden. "Ich halte es für falsch, die Welt zurückdrehen zu wollen", schreibt der Kirchenpräsident. Jetzt gehe es darum, "die neuen Möglichkeiten richtig einzusetzen, sie gut weiterzuentwickeln und damit die Welt zu gestalten, dass sie wirklich gerechter und friedlicher wird".
"Digital Mensch bleiben" wird am 10. Oktober bei der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Volker Jung ist seit 2009 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zudem gehört der 58-Jährige seit 2015 dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, in dem er für Medienthemen zuständig ist. Jung ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in Frankfurt am Main.