Seit Spanien zunehmendes Ziel von Flüchtlingen ist, nähmen die Begegnungen von havarierten Schutzsuchenden und Handelsschiffen wieder zu, sagte Generalsekretärin Heike Proske am Montag in Bremen. Kapitäne und Besatzungen, die dringend erforderliche Hilfe leisteten, seien verunsichert, weil sie immer häufiger mit Schleppern gleichgesetzt und kriminalisiert würden.
Die Deutsche Seemannsmission fordere die Bundesregierung und die Europäische Union auf, sofort verbindliche Regelungen zu finden, die die Handelsschifffahrt bei der Bergung von Schutzsuchenden entkriminalisierten. Es müssten zudem klare Regelungen für die Übergabe der Geretteten festgelegt werden, sagte Proske. Nötig seien Hilfen für die Flüchtlinge und für die Seeleute, die Menschen bergen.
"Seeleute retten in Seenot befindliche Menschen schon deshalb, weil sie selbst in Seenot geraten könnten und gerettet werden möchten, ohne dass andere so lange darüber nachdenken, bis es zu spät ist", betonte Proske. Als vor zwei Jahren noch Ägypten einer der Hauptausgangsorte der Migranten gewesen sei, habe die Handelsschifffahrt weit mehr als 50.000 Menschen jährlich gerettet. Doch mittlerweile lasse die Politik die Seeleute in ihrer Entscheidung allein und drohe ihnen noch mit Strafen, falls sie Hilfe leisteten.
"Hier wird ein Konflikt auf dem Rücken der Menschen ausgetragen, die für unseren Wohlstand unterwegs sind", kritisierte Proske. Mehr als 90 Prozent aller in der Welt gehandelten Güter würden durch die Handelsschifffahrt transportiert, meist von Seeleuten aus Schwellen- oder Entwicklungsländern.
Zur Deutschen Seemannsmission gehören 32 Stationen im In- und Ausland. Mehr als 700 Haupt- und Ehrenamtliche leisten in ihrem Auftrag auf Schiffen, in Seemannsclubs und in Seemannsheimen auf mehreren Kontinenten Seelsorge und Sozialarbeit für Seeleute aus aller Welt.