In einem neuen Tiefpunkt des 17-jährigen Konfliktes am Hindukusch warfen die Aufständischen der Hilfsorganisation demnach vor, "sich nicht um inhaftierte Taliban-Kämpfer zu kümmern". Die Organisation verfolge statt dessen ihre eigenen Ziele. Die Ankündigung, das Sicherheitsübereinkommen zwischen den Taliban und dem Roten Kreuz aufzukündigen, kommt nach dem Ende einer fünftägigen Belagerung der Stadt Ghasni, etwa 150 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt. Das Rote Kreuz hatte dort während der heftigen Kämpfe das Provinzkrankenhaus mit neuen Medikamenten und Treibstoff für den Stromgenerator beliefert.
Wegen der drastisch verschlechterten Sicherheitslage und einer Serie von Angriffe auf ihr Personal hatte die Genfer Organisation Ende des vergangenen Jahres erklärt, ihre Operationen in Afghanistan stark einzuschränken. Das Internationale Rote Kreuz arbeitet seit über drei Jahrzehnten im Land und war auch während des Taliban-Regimes dort präsent.
Bei den Kämpfen um die von den Taliban gestürmte Stadt Ghasni sind mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen. Am Mittwoch verlagerten sich die Kämpfe in Distrikte außerhalb der Provinzstadt mit 270.000 Einwohnern. Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) erklärte, die Kämpfe in Ghasni hätten "der Zivilbevölkerung schweres Leid zugefügt". Die Situation für die Menschen vor Ort sei weiter prekär, da es kaum Strom, Wasser und Lebensmittel gebe und viele Straßen gesperrt seien.