Der Streit um den in der Türkei unter Hausarrest stehenden US-amerikanischen Pastor Andrew Brunson spitzt sich zu. US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence drohten der Türkei am Donnerstag (Ortszeit) Sanktionen an, sollte Brunson nicht freigelassen werden. Dem Pastor werden Spionage und die Unterstützung terroristischer Organisationen vorgeworfen. Am Mittwoch hatte ein türkisches Gericht Brunsons Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt.
Trump kündigte auf Twitter "große Sanktionen" an. "Dieser unschuldige Mann des Glaubens muss sofort freigelassen werden", forderte der US-Präsident. Pence erklärte bei einer Konferenz über Religionsfreiheit im US-Außenministerium, er habe mir Brunson telefoniert und ihm Unterstützung zugesichert. Die Türkei müsse in diesem Fall mit "erheblichen Strafmaßnahmen" rechnen. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu erwiderte auf Twitter, sein Land toleriere keine Drohungen. Gesetze gälten für jedermann.
Der Pastor aus North Carolina lebt und arbeitet seit rund zwei Jahrzehnten in der Türkei. Er betreut eine Gemeinde in Izmir. Im Oktober 2016 wurde Brunson festgenommen. Seine nächste Gerichtsverhandlung soll am 12. Oktober stattfinden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan soll laut Medienberichten vorgeschlagen haben, Brunson auf freien Fuß zu setzen, wenn im Gegenzug das in den USA lebende Oberhaupt der Gülen-Bewegung, Fethullah Gülen, ausgeliefert wird.
Brunson gehört den nach eigenen Angaben 600 Gemeinden und ungefähr 145.000 Mitgliedern zählenden "Evangelikalen Presbyterianischen Kirchen" an. Der 1981 gegründete Kirchenzusammenschluss beruft sich insbesondere auf die Theologie des Reformators Johannes Calvin. Die Kirchen betreiben ein "Weltmissionsprogramm".