Der Bremer Eigner des Rettungsschiffes "Aquarius" hat dessen Rettungseinsatz im Mittelmeer verteidigt. "Ich verweise dann gerne auf UN-Recht, das besagt, dass jeder Mensch in Seenot gerettet werden muss", sagte der Chef der "Jasmund-Shipping"-Reederei, Christoph Hempel, dem Bremer "Weser-Kurier" (Montag). "Dabei macht es keinen Unterschied, ob es ein leichtsinniger Freizeitsegler oder ein vor Not fliehender Mensch aus Afrika ist." Komme ein Kapitän dem nicht nach, könne er wegen fahrlässiger Tötung beschuldigt werden.
Die Hilfsorganisationen "Ärzte ohne Grenzen" und "SOS Mediterranee" haben die "Aquarius" von der Bremer Reederei gechartert. Das knapp 77 Meter lange frühere Fischerei-Schutzboot aus Cuxhaven war Anfang 2016 von Bremerhaven aus zu seinem Rettungseinsatz vor der libyschen Küste aufgebrochen.
Hempel kritisierte, dass die Internationale Schifffahrtsorganisation eine Leitstelle für die Koordination von Rettungseinsätzen in Libyen anerkannt habe. Zwar werde die "Aquarius" nun mit der libyschen Leitstelle zusammenarbeiten müssen. "Wenn allerdings die Aufforderung kommen sollte, die Menschen in Libyen abzuliefern, wird der Kapitän dem nicht folgen." Die Häfen in Libyen seien nicht sicher. "Die Geretteten werden auch nicht einem Schiff der libyschen Küstenwache übergeben werden", unterstrich der Reeder. Es sei bereits vorgekommen, dass Flüchtlinge panisch ins Wasser gesprungen seien, als sie die libysche Küstenwache sahen.
Die Situation im Mittelmeer spitze sich zu: Italien und Malta ließen die "Aquarius" nicht einmal in ihre Häfen, um Treibstoff und Wasser aufzunehmen. Selbst ohne Geflüchtete an Bord sei dies zurzeit nicht möglich. "Auch für uns Reeder ist das eine international völlig ungewohnte Situation. Man kennt so ein Verhalten höchstens von Militärschiffen", sagte Hempel.