Damit habe das gesamtwirtschaftliche Wohlfahrtsniveau Ende 2016 noch auf dem gleichen Stand wie Mitte der 1990er Jahre gelegen, hieß es. Hauptgrund für das relativ schwache Abschneiden bei der langfristigen Entwicklung war nach Angaben der beauftragen Wissenschaftler des Instituts für Interdisziplinäre Forschung Heidelberg der "deutliche Anstieg" der Einkommensungleichheit vor allem in den 2000er Jahren. Damals stagnierten die Reallöhne vieler Beschäftigter, während Kapital- und Unternehmenseinkommen stark zunahmen. Der Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit der Einkommen misst, habe sich in dieser Zeit signifikant erhöht.
In den vergangenen Jahren stiegen dann zwar den Angaben zufolge die Löhne im Durchschnitt stärker als die Inflation. Weil allerdings auch die Kapital- und Vermögenseinkommen kräftig zulegten, ging die Einkommensungleichheit kaum zurück. Nach Einschätzung von IMK-Direktor Gustav A. Horn hat Deutschland trotz leichter Verbesserungen bei der Verteilung des Wohlstandes deshalb noch eine "Menge Potenzial und Spielraum".
Der Nationale Wohlfahrtsindex misst den Wohlstand einer Gesellschaft anders als bei der klassischen Methode, die sich lediglich am BIP orientiert. So kritisieren viele Experten, dass bei der Berücksichtigung des Bruttoinlandsprodukts weder die Verteilung der Einkommen noch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen angemessen erfasst werden. Bei der Ermittlung des Nationalen Wohlfahrtsindexes berücksichtigen die Wissenschaftler dagegen 20 Komponenten, um ein aus ihrer Sicht angemesseneres Bild der Wohlfahrtsentwicklung zu gewinnen. Dazu zählen unter anderem der private Konsum, die Wertschöpfung durch Hausarbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten sowie ein Teil der öffentlichen Ausgaben für Gesundheit und Bildung.