"Es wäre aber keine Perspektive für eine gerechte Welt, wenn wir damit einfach Ingenieure und IT-Spezialisten aus anderen Ländern 'abschöpfen' wollten", sagte Marx der Wochenzeitung "Die Zeit". Fragen der "Entwicklungspolitik, von Teilhabe und Chancengerechtigkeit, müssten eng verzahnt sein mit dem Thema der Einwanderung", sagte der Münchner Erzbischof.
Die Koalition wäre in der Lage, "die große Aufgabe anzugehen und ein Einwanderungsgesetz zu erlassen, das den Namen verdient und das die Fluchtursachen im Blick hat", fügte Marx hinzu. "Wir haben uns viel zu lange nicht klargemacht, dass wir ein Einwanderungsland sind", betonte der Theologe.
Sorge über Radikalisierung
Er vermisse in der Flüchtlingsdebatte insgesamt einen "Mangel an Empathie", betonte Marx. Es gehe oft nur noch um Zahlen und eine diffuse anonyme Bedrohung. Die Rückführung von Menschen, die kein Asyl bekommen, könne notwendig sein, "aber auch für sie tragen wir Verantwortung, das fängt mit der Sprache an. Wir sprechen von Menschen, von denen jeder die gleiche Würde hat wie wir".
"Dass weite Teile der Gesellschaft verbal radikaler werden, sehe ich mit Sorge", sagte Marx: "Dadurch erscheinen Menschen auf der Flucht und vor unseren Grenzen als Bedrohung unseres Wohlstandes, die wir abwehren müssen."