Vor einem Jahr hatte Furtwängler eine Studie zur Geschlechtergerechtigkeit im deutschen Film und Fernsehen initiiert. Daraus ging hervor, dass Männer doppelt so häufig im Fernsehen auftauchen wie Frauen und dass Frauen ab 30 zusehends vom Bildschirm verschwinden. Die meisten Sender hatten daraufhin dem Bericht zufolge Selbstverpflichtungen abgegeben, Frauen mehr zu fördern.
Ihr Anstoß, sich für Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren, sei die Erkenntnis gewesen, dass sie selbst "in Vorurteilen gefangen" sei, sagte Furtwängler: "Ich habe am lautesten Blondinenwitze erzählt." Über ihre Tochter Elisabeth habe sie viel über den aktuellen feministischen Diskurs erfahren und versuche nun, diese Anregungen in ihrem Wirkungsfeld umzusetzen.
Was junge Frauen im Film oder im Fernsehen sähen, habe messbare Auswirkungen auf deren Leben, sagt Furtwängler. Nach dem Erfolg des Films "Die Tribute von Panem" sei etwa Bogenschießen der am schnellsten wachsende Sport unter US-amerikanischen Mädchen gewesen. "Sie hatten Heldinnen gesehen, die mit Bogenschießen die Welt retten. So einfach kann das sein", sagt Furtwängler.
Erste positive Veränderungen in der deutschen Branche sieht die Schauspielerin in der Selbstverpflichtung der Filmhochschulen, die Lehre künftig paritätisch zu gestalten und mehr auf gendersensibles Erzählen zu achten.
Zur #Metoo-Debatte sagt Furtwängler: "Der Fall Wedel hat unsere Branche massiv aufgerüttelt." Sie selbst sei als junges Mädchen sexuell belästigt worden, habe darüber aber nicht gesprochen, weil sie gedacht habe, "das passiert uns Frauen eben." Von der aktuellen Debatte erwarte sie, "dass wir lernen, Machtmissbrauch und seine Folgen konkret und konstruktiv zu adressieren und zu beheben".