Gut 18 Euro pro Kopf gaben die deutschen Verbraucher 2017 durchschnittlich für fair gehandelte Nahrungsmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus, zwei Euro mehr als im Vorjahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch fairer Produkte in der Schweiz ist laut dem Dachverband etwa viermal so hoch. Laut einer aktuellen Umfrage von 2018 kaufen mittlerweile 69 Prozent der Verbraucher fair gehandelte Produkte, davon 23 Prozent regelmäßig. Noch 2009 griffen nur 44 Prozent der Befragten zu fairen Produkten, davon neun Prozent regelmäßig. Trotzdem liegt der Anteil des fairen Handels am deutschen Gesamthandelsumsatz laut Blendin weiterhin bei unter einem Prozent.
Mit 1,18 Milliarden Euro habe das Fairtrade-Produktsiegel den größten Anteil zum Gesamtumsatz des fairen Handels beigetragen (2016: 1,05 Milliarden Euro), sagte Blendin. Die anerkannten Fair-Handels-Importeure vertrieben im vergangenen Jahr Waren im Wert von 193 Millionen Euro. In den Weltläden und Weltgruppen wurden faire Waren im Wert von 77 Millionen Euro verkauft. Fair gehandelte Produkte aus Europa, wie Naturland Fair zertifizierte Milch und Brot, erreichten einen Umsatz von 101 Millionen Euro (2016: 67 Millionen Euro).
Mit 80 Prozent machen nach Angaben des Geschäftsführers Lebensmittel den größten Anteil am fairen Handel aus. Spitzenreiter unter allen fair gehandelten Produkten ist weiterhin Kaffee mit einem Umsatzanteil von 34,3 Prozent am fairen Handel. Das ist ein Zuwachs von acht Prozent zum Vorjahr und entspricht rund 21.500 Tonnen. Gemessen am Gesamtabsatz von Röstkaffee in Deutschland liege der Marktanteil allerdings nur bei 4,8 Prozent, sagte Blendin.
Mengenmäßig liegen dagegen mit einem Absatz von 94.256 Tonnen Südfrüchte auf dem ersten Platz der fair gehandelten Produkte. Der Verkauf von Bananen, Mangos, Ananas und Orangen wuchs 2017 um 22 Prozent. Die größte Menge an Bananen wurde in Discountern verkauft, sagte Blendin. Mittlerweile seien zudem 95 Prozent der Südfrüchte auch Bio. Bei den Bananen seien es sogar 100 Prozent.
Auch bei der fairen Schokolade wuchs der Absatz um 21 Prozent auf 2.719 Tonnen. Am Gesamtumsatz des fairen Handels hat die Schokolade einen Anteil von knapp vier Prozent. Höhere Umsätze erzielten unter anderem sonstige Lebensmittel (14,7 Prozent), Textilien (neun Prozent), Schnittblumen (8,3 Prozent) oder Eiscreme (7,3 Prozent).
Die Vorstandsvorsitzende des Forums Fairer Handel, Andrea Fütterer, sprach von einer erfreulichen Entwicklung und appellierte zugleich, noch stärker gegen die Ursachen des ungerechten Welthandels zu wirken. So benötigen Kaffeebauern angesichts von sinkenden realen Einkommen und den Folgen des Klimawandels mehr Unterstützung - durch fairen Konsum, aber auch durch gesetzliche Regelungen. Unternehmen, die hohe soziale Standards einhalten, faire Preise an die Erzeuger zahlen, Investitionen vorfinanzieren und sich für externe Überprüfungen öffnen, sollten steuerlich entlastet werden.