Der männliche Körper aus der umstrittenen Körperwelten-Ausstellung des Plastinators Gunter von Hagens stand unter der Kanzel, den Arm mit einer Fackel in der Hand nach oben gereckt. Der Plastinator selbst war eigens mit seinem Sohn und seiner Frau Angelina Whally zum Gottesdienst aus Heidelberg angereist.
An dem Körper lasse sich "der Mensch als Kunstwerk der Schöpfung Gottes" erkennen, sagte Uhlhorn in seiner Predigt. Muskeln, Sehnen und Knochen seien erkennbar perfekt aufeinander abgestimmt. Das offenbare eine Einsicht: "Wir leben alle von Vorraussetzungen, die wir nicht selber geschaffen haben, die wir nicht herstellen können".
Der Pfarrer betonte, er achte die Haltung derer, die dadurch die Totenruhe gestört sähen. Aber seiner Auffassung nach bestehe kein Grund, sich angesichts der Tatsache zu gruseln, dass es sich bei dem Präparat einmal um einen lebenden Menschen gehandelt habe. Es bestehe kein Grund sich zu fürchten. "Wenn es stimmt, dass Gott die Menschen auferweckt, dann ist egal, aus welchem Material sie gemacht sind - aus Staub, Knochen, Fleisch oder Plastik."
Uhlhorn hatte das Plastinat aus der OsnabrückHalle in die Kirche transportieren lassen. Die Körperwelten-Ausstellung gastiert derzeit in der niedersächsischen Stadt. Bislang war die Schau an allen Standorten von den Kirchen kritisiert worden. Sie sei nicht mit dem Respekt vor den Toten und der Totenruhe vereinbar.
Der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes Hannover, Arend de Vries, und die Osnabrücker Regionalbischöfin Birgit Klostermeier hatten bereits vorab ihr Unverständnis für die Aktion des Pastors geäußert. "Jeder Mensch besitzt eine Würde über den Tod hinaus und kann deshalb kein Ausstellungsstück beziehungsweise bloßes Objekt sein", betonte de Vries. Allerdings seien Pfarrer und Kirchenvorstand frei, Gottesdienst nach ihren Vorstellungen zu gestalten.