Nur wenige hundert Meter entfernt standen sich vor dem Mainzer Dom rund 25 Demonstranten der rechtsgerichteten Initiative "Kandel ist überall" mit Deutschlandfahnen in den Händen und etwa 100 lautstarke linke Gegendemonstranten gegenüber.
Bei der vom DGB angemeldeten Kundgebung sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), zunächst gehe es jetzt darum, Trauer und Menschlichkeit zu zeigen. Für Diskussionen über politische Konsequenzen sei noch nicht die Zeit. Die Menschen in Mainz empfänden Schmerz und Wut über die Brutalität des Verbrechens. Allerdings gebe es viele Fragen in dem Fall, die beantwortet werden müssten, etwa die, warum die Familie des Tatverdächtigen Deutschland so leicht verlassen konnte.
Der evangelische Mainzer Dekan Andreas Klodt sagte, er sei sich sicher, dass die Gesellschaft über genug Kraft und Emotionen verfüge, um "diesem schrecklichen Sterben etwas entgegenzusetzen". Zur Teilnahme an der DGB-Mahnwache hatte auch die Kirche aufgerufen.
Der Tatverdächtige in dem Mordfall Susanna F., der 20-jährige Iraker Ali B., war am Samstag von irakischen Behörden abgeschoben und in Begleitung von Bundespolizisten nach Frankfurt am Main geflogen worden. Der 2015 als Flüchtling nach Deutschland eingereiste B. gestand in den Vernehmungen, Susanna F. umgebracht zu haben, bestritt allerdings eine Vergewaltigung. Ali B. wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen und in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt überstellt.
Anfang Juni hatte sich der Tatverdächtige mit seiner Familie in den Nordirak abgesetzt. Dort wurde er von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen.