Medica-Gründerin fordert mehr Unterstützung für Traumatisierte

Medica-Gründerin fordert mehr Unterstützung für Traumatisierte
In Deutschland fehlt es traumatisierten Flüchtlingsfrauen aus Kriegsgebieten nach Ansicht der Frauenrechtlerin Monika Hauser häufig an Unterstützung. "Wir befürchten, dass die Flüchtlinge in den geplanten Anker-Zentren monatelang warten müssen, ohne therapeutische Unterstützung zu bekommen", sagte die Gründerin von medica mondiale dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Hilfsorganisation. Das sei eine große Unterlassung. "Denn wir sehen immer wieder, dass unbearbeitete Traumatisierungen an die nächste Generation weitergegeben werden."

Hausers Frauenrechtsorganisation startete 1993 im Bosnien-Krieg mit der Hilfe für vergewaltigte Frauen und ist mittlerweile in zahlreichen Konfliktregionen tätig. Die Erfahrungen in Bosnien und Herzegowina sowie in anderen Krisengebieten hätten gezeigt, dass sich unbearbeitete Traumata direkt auf die nächste Generation übertrügen, sagte Hauser. Aus diesem Grund sei ein interdisziplinärer Ansatz, wie ihn medica mondiale seit 25 Jahren erfolgreich umsetze, auch bei den Flüchtlingen in Deutschland geboten. Die von medica mondiale entwickelte Methode zeichnet sich dadurch aus, dass die Gewaltopfer nicht nur medizinisch und psychologisch betreut, sondern auch ihre eigenen Ressourcen gefördert werden.

Künftig werde sich medica mondiale auch verstärkt in Deutschland engagieren, sagte Hauser. Angesichts des Zustroms von Flüchtlingen 2015 legte die in Köln ansässige Organisation erstmals hierzulande ein Projekt auf. Mittlerweile schulte medica mondiale laut Hauser rund 100 Multiplikatorinnen aus dem Gesundheitswesen, den Sozialämtern und bei der Polizei im Umgang mit traumatisierten Frauen.



Ihre Organisation wolle sich auch verstärkt der Menschenrechtsarbeit widmen und gegen die Ursachen sexualisierter Gewalt vorgehen, kündigte Hauser an. "Auch gesellschaftliche Aufklärung und Bewusstseinsarbeit hierzulande wird ein weiterer Schwerpunkt sein, weil es noch so viel Unbewusstheit zu all diesen Zusammenhängen gibt." Das zeige sich unter anderem in der #MeToo-Debatte. Auch in Deutschland sei jede dritte bis vierte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen. Viele Frauen trauten sich nicht, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen. "Wir müssen ein gesellschaftliches Klima schaffen, wo geredet werden kann und die Menschen sich der Anteilnahme der anderen sicher sein können."