"Wir werden bedroht - die Endzeit naht!", so oder ähnlich lasse sich das zentrale Angstbild beschreiben. Die fünf am häufigsten wiederkehrenden Behauptungen ließen sich mit den Aussagen beschreiben: "Der Islam bedroht uns", "Homosexualität bedroht Gottes Ordnung", "Flüchtlinge unterwandern das Sozialsystem", "Der Genderwahnsinn ist reine Ideologie" und "Wir leben in einer Meinungsdiktatur". Zu diesem Befund kommt das Projekt "NetzTeufel" der Evangelischen Akademie zu Berlin, das am Mittwoch erste Zwischenergebnisse der im Oktober 2017 angelaufenen Untersuchungen veröffentlicht hat.
Der Benennung dieser fünf "toxischen Narrative" lagen zunächst Analysen von Hassmails an zwei evangelische Bischöfe zugrunde. Anschließend wurden drei Akteure identifiziert, auf die wiederholt Bezug genommen worden sei und deren Facebook-Seiten den Ausgangspunkt für die Analyse von Narrativen darstellte. Dabei handelt es sich um die Agentur idea, das Portal "kath.net" und die Bundesvereinigung der "Christen in der AfD". Bei der Analyse konzentrierten sich die Projektmitarbeiter allerdings nicht auf Äußerungen dieser drei Akteure: Vieles finde in den Kommentarspalten statt, erklärte die Evangelische Akademie.
Die Projektverantwortlichen erklärten, sogenannte Hate-Speech werde nicht immer offensichtlich formuliert. Häufig geschehe dies indirekt und unter dem Deckmantel scheinbar rationaler Argumentation. "Die toxischen Narrative offenbaren tief verankerte menschenfeindliche Einstellungen und diskriminierende Positionen im Namen des christlichen Glaubens", sagte Projektleiter Timo Versemann. Sie müssten Anknüpfungspunkte sein für Kirche und Christen, dem Hass etwas entgegenzusetzen und im Netz eine digitale demokratische Kultur zu stärken. Entsprechende Ansätze sollten im weiteren Verlauf des Projekts erarbeitet werden.
Das Projekt "NetzTeufel" wird vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt.