500 Jahre Heidelberger Disputation

Gedenkplatte Martin Luther Heidelberg
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Gedenkplatte zur Erinnerung an die Disputation des Reformators Martin Luther am 26. April 1518 in Heidelberg auf dem Universitätsplatz von Heidelberg.
500 Jahre Heidelberger Disputation
Luthers Streitgespräch gilt als Meilenstein für die Reformation
Mit seiner Heidelberger Disputation im April 1518 hat Martin Luther die Reformation im Südwesten vorangetrieben. Während er zuvor in seinen 95 Thesen den Ablasshandel kritisierte, stellte er in Heidelberg die Rechtfertigungslehre in den Fokus.
26.04.2018
epd
Christine Süß-Demuth

Für seinen aufsehenerregenden Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 in Wittenberg wurde der Augustinermönch Martin Luther weithin bekannt. Schon ein halbes Jahr später lud ihn die Generalversammlung des Augustinerordens nach Heidelberg ein, um dort seine 95 Thesen zu erläutern. Luthers Auftritt gilt als wichtiger Schritt für die Reformation im Südwesten.

Dieses Streitgespräch am 26. April 1518 kann als Teil des Vorgehens der römischen Kirche gegen Luther im Streit um den Ablasshandel verstanden werden. Der Theologieprofessor nutzte den Besuch, um seine Theologie erstmals außerhalb seiner Heimatuniversität Wittenberg vorzustellen.

Fundament der Kritik am Ablasshandel

Auf die Problematik seiner Thesen zum Ablasshandel ging er jedoch nicht ein. Stattdessen befasste er sich mit den Themen der Werkgerechtigkeit und der Kreuzestheologie. Dazu hatte er 40 neue Thesen verfasst, davon 28 theologische und 12 philosophische Thesen. Er legte thesenartig die Rechtfertigungslehre dar, also dass der Mensch nicht durch gute Werke, sondern allein durch den Glauben und die Gnade Gottes gerechtfertigt ist. Damit schuf Luther ein Fundament für seine Kritik am Ablasshandel.

Diese 40 Thesen seien eine "äußerst knapp und pointiert formulierte Zusammenfassung seiner reformatorischen Theologie", schreibt der Theologe Heinz Scheible. Die erste These fasse Luthers jahreslanges vergebliches Ringen, als Mönch das Heil zu erringen, zusammen: "Das Gesetz Gottes, die heilsamste Lehre des Lebens, kann den Menschen nicht zur Gerechtigkeit bringen; es ist ihm vielmehr ein Hindernis auf dem Wege dazu."

Diese Äußerungen Luthers enthielten viel Sprengstoff, sagte der Heidelberger Theologe Johannes Ehmann im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Disputation gegen den damaligen Mainstream sei der "Inbegriff einer unangepassten Theologie" gewesen. Durch seinen Thesenanschlag sei Luther innerhalb kurzer Zeit bekanntgeworden. Deshalb habe er in Heidelberg auch "eine Art Promiprogramm" erfahren, so Ehmann.

Der Augustinermönch und Theologieprofessor wurde auch ins Schloss eingeladen von Pfalzgraf Wolfgang, dem jüngeren Bruder von Kurfürst Ludwig V. - bemerkenswert sei auch, dass die Disputation nicht im Augustinerkloster stattgefunden habe, sondern in der Universität, sagte Ehmann.

Kirchenfenster mit den Reformatoren Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchthon in der Heidelberger Peterskirche.
Unter den Professoren der theologischen Fakultät fanden Luthers Ausführungen wenig Zustimmung, wohl aber unter den Studenten. Unter den Zuhörern waren spätere Reformatoren wie Martin Bucer, Martin Frecht und Johannes Brenz. Die Mehrzahl der im Südwesten tätigen Pfarrer und Prediger hatte 1518 in Heidelberg studiert und wurden dort für Luthers Lehren gewonnen. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, bezeichnete dies als "reformatorischen Meilenstein" für Baden und die Kurpfalz.

Insbesondere Straßburg wurde durch Martin Bucers Wirken zu einem Zentrum der reformatorischen Bewegung. Luthers Thesen wurden auch durch enge briefliche Kontakte zwischen den Theologen verbreitet. Die 28 theologischen Thesen wurden erstmals 1520 in Paris und in Zwolle (Niederlande) gedruckt, die gesamten 40 Thesen 1530 in Wittenberg. Mit einem akademischen Festakt am 26. April und einem Gottesdienst am 29. April erinnern die badische evangelische Landeskirche und die Universität Heidelberg an die Heidelberger Disputation.