Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen katholischen Bischofskonferenz hatte Anfang April bei einer fünftägigen Reise die Hauptstadt Bagdad und einige der einst von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) heimgesuchten Regionen im Norden des Iraks besucht. "Die Gesichter mancher Kinder sind durch die Gräueltaten, die sie erlebt haben, wie versteinert."
Am Samstag ist Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in den Irak aufgebrochen. Schick verwies auf Aufbauprogramme christlicher Hilfswerke in der Region, die vor allem von kirchlichen Organisationen im Ausland finanziert würden. Umgerechnet rund 6.000 Euro werde Familien als Starthilfe gegeben, um ihre Häuser, die vom IS zerstört wurden, wieder aufzubauen. "In den christlichen Dörfern ist beim Wiederaufbau bislang am meisten passiert", sagte Schick. "Christen sind von Natur aus hoffnungsvoll engagierte Menschen. Wir leben nicht nach dem Motto "Inshallah" (so Gott will) oder "Kismet" (Schicksal), wir gehen voran und bauen wieder auf." Neben der Infrastruktur müsse auch das Vertrauen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Religionen im Irak wieder hergestellt werden. Schick: "Das wird viel Zeit brauchen."
Der Erzbischof erinnerte daran, dass sich mit dem Vormarsch des IS vor fast vier Jahren auch Muslime aus der Region gegen ihre christlichen Nachbarn gestellt hatten. Über Jahrzehnte gewachsene Beziehungen seien dadurch zerbrochen. "Ich habe Christen aus Mossul erlebt, die gesagt haben, sie gehen nie wieder dorthin zurück." Die meisten, die noch im Irak seien, verhielten sich abwartend. "Sie bauen ihre Häuser auf in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, würden aber ins Ausland gehen, wenn sich nicht bald die Situation ändert und bessere Lebensbedingungen entstehen."
Schick beschrieb die Zerstörungen im Nordirak als sehr weitreichend. "Häuser, Kirchen, Schulen - der IS hat seine brutale Wut an allem ausgelassen, was auch nur christlich, jesidisch oder schiitisch roch und vor allem an den Menschen." Doch die Christen, die im Nordirak oft untereinander die aramäische Sprache Syriakisch sprechen, feierten schon wieder in den noch sehr beschädigten Kirchen die Gottesdienste. "Das gibt ihnen Kraft, wieder ein normales Leben zu führen." Schätzungen zufolge ging die Zahl der Christen im Irak laut der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in den letzten zehn Jahren von 1,2 Millionen auf 200.000 bis 500.000 zurück.