Rapper: Deutsche Rap-Szene ist so antisemitisch wie Rechtsrock

Rapper: Deutsche Rap-Szene ist so antisemitisch wie Rechtsrock
Der jüdische Rapper Ben Salomo attestiert der deutschen Rap-Szene eine starke Judenfeindlichkeit. Die deutsche Rap-Szene sei in weiten Teilen genauso antisemitisch wie die deutsche Rechtsrock-Szene, sagte Salomo der "Berliner Morgenpost" (Samstag).

Bei vielen, die er kenne, spiegele sich das noch nicht mal in den Texten wider, aber sehr viele glaubten an antijüdische Verschwörungstheorien. "Dadurch kommt das dann auch immer wieder in den Songs vor", sagte der Berliner Musiker.



Am Donnerstag waren die Rapper Kollegah und Farid Bang in Berlin mit dem Musikpreis Echo für ihr Album "Jung, brutal, gut aussehend 3" ausgezeichnet worden. Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815": "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen". Die Auszeichnung hatte für Empörung gesorgt. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sprach von einer Schande. 

Salomo sagte, Rapper seien ein besonders starker Multiplikator. "Sie haben Millionen junge und fanatische Fans, die die Rapper als Idole sehen. Die können das noch gar nicht reflektieren. Das ist eine sehr, sehr gefährliche Sache. Dass der Echo so was auch noch kürt, ist kein Skandal, das ist ein komplettes Versagen."
"Das fängt damit an, dass Backstage jemand einen Joint nicht weitergibt und als 'Jude' beschimpft wird. In Gesprächen mit anderen Rappern werde ich sofort in die Außenminister-Position von Israel gedrängt. Da soll ich mich dann von der Politik Israels distanzieren."

Er selbst habe Antisemitismus in der Rap-Szene auch erlebt, sagte Salomo, der seit Ende der 90er Jahre dabei ist. "Das fängt damit an, dass Backstage jemand einen Joint nicht weitergibt und als 'Jude' beschimpft wird. In Gesprächen mit anderen Rappern werde ich sofort in die Außenminister-Position von Israel gedrängt. Da soll ich mich dann von der Politik Israels distanzieren." Aber er habe Antisemitismus nicht nur in der Rap-Szene erlebt - das sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. "Ich wurde bereits in der siebten Klasse von türkischen und arabischen Mitschülern wegen meines Jüdischseins diskriminiert und angegriffen."

Als Jude fühle er sich in der deutschen Rap-Szene nicht mehr wohl, sagte Salomo. Deshalb ziehe er sich in diesem Jahr aus der deutschen Rap-Szene zurück. Aber es geschehe hierzulande auch insgesamt zu wenig gegen Antisemitismus. "Das macht mich betroffen. Gefühlt sitze ich deshalb auf gepackten Koffern in Deutschland."