Die Generation der Alten habe zum Beispiel große Kenntnisse im Gartenbau, in der Ernährung und im Heilen. "Das Essen und das Heilen waren die Grundpfeiler, auf denen das Haushalten in bäuerlichen und bürgerlichen Kulturen ruhte. Heute herrschen da oft Ängstlichkeit, Hilflosigkeit, Glaube an Experten", schreibt Gronemeyer in seinem Buch "Die Weisheit der Alten. Sieben Schätze für die Zukunft".
Manche Kinder würden wegen eines Schnupfens nachts in die Uniklinik gebracht. "Das Heilen wird von der Gesundheitsversorgung abgelöst, das Sichernähren von der Lebensmittelindustrie." Auch Tugenden wie Treue, Verlässlichkeit und Besonnenheit gehörten zum Erfahrungsschatz der Alten.
Sein eigener Lebensanfang sei bestimmt gewesen von "Bomben, Hunger und Angst", sagte der Wissenschaftler, der 1939 in Hamburg geboren wurde. "Zu meiner Generation gehört auch eine Grund-Vorsicht." So könne er beispielsweise nur schlecht Essen wegwerfen. Gerade heute sei es wichtig, "über die Kostbarkeit nachzudenken, dass wir seit Jahrzehnten in Frieden leben". Angesichts von Klimawandel und Artensterben glaube er aber, dass "wir auf große Krisen zugehen".
"Wir leben inmitten eines Schatzes von Lebenserfahrungen", sagte Gronemeyer. "Wir haben die tollsten Museen, aber die lebenden Zeugen unter uns werden in Einsamkeit verbannt und abgeschoben." Viele Alte lebten einsam vor dem Fernseher. Er riet den jüngeren Generationen, "die Ohren weit aufzusperren" und es nicht zu einem Abbruch der Beziehungen kommen zu lassen.