Die Anglikanische Kirche Neuseelands will in den Untersuchungsauftrag der staatlichen Missbrauchskommission einbezogen werden. Ohne die Kirche habe die Kommission ein Glaubwürdigkeitsproblem, betonten in dieser Woche die Erzbischöfe Philip Richardson und Winston Halapua im Namen der Generalsynode in ihrem Schreiben an Premierministerin Jacinda Ardern und Sir Anand Satyanand, den Vorsitzenden der Kommission. "Wir sind der Überzeugung, dass die Betroffenen und die allgemeine Öffentlichkeit ein größeres Vertrauen in das Verfahren und das Ergebnis der Kommission haben würde, wenn sie völlig inklusiv sein würde", hieß es in dem auf der Webseite der Anglikaner veröffentlichten Schreiben.
Auch die Katholische Kirche forderte in der Karwoche in einem Schreiben an Ardern in den Untersuchungsauftrag der Missbrauchskommission einbezogen zu werden.
Zur Aufklärung der zahlreichen Missbrauchsfälle der Zeit zwischen 1950 und 1999 hat die Regierung eine Untersuchungskommission eingesetzt, die sich aber ausschließlich mit dem Missbrauch in staatlichen Einrichtungen befassen soll. Kirchen sind nur dann einbezogen, wenn Missbrauchsopfer durch Behörden kirchlicher Fürsorge anvertraut worden waren.
Premierministerin Ardern lehnt aber die Einbeziehung der Kirchen als "Verwässerung" des Untersuchungsauftrags der Kommission ab. Missbrauchsopfer sind enttäuscht, dass Missbrauch in Kirchen nicht in der Aufgabenbeschreibung der Kommission festgeschrieben ist.
Neuseeland hat eine der höchsten Raten von sexuellem Kindsmissbrauch der Welt. Internationalen Studien zu Folge sind Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen. Unter den Missbrauchsopfern wiederum sind Kinder der Maori, der Ureinwohner, häufiger vertreten als Kinder der weißen Neuseeländer. 2015 stellte die UN-Kommission für die Kinderrechte in einem Report fest: Neuseeland hat bei dem Schutz von Kindern versagt.