Die Grünen-Politikerin Corinna Rüffer hat anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags eine ethische Debatte über den umstrittenen Bluttest zur frühzeitigen Erkennung von Trisomie 21 gefordert. Während Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) "sehr steil" in die Debatte um das Werbeverbot bei Abtreibungen eingestiegen sei, habe er sich zum Bluttest bislang nicht geäußert, sagte die behindertenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Spahn sei in der Pflicht, Untersuchungen über die Folgen des Bluttests einzuleiten.
Bevor der Bluttest möglicherweise eine Kassenleistung werde, müsse man beispielsweise dringend wissen, wie viele schwangere Frauen ihr Kind abtreiben, wenn die Wahrscheinlichkeit für den Gen-Defekt laut Test hoch ist. "Ich möchte sicherstellen, dass keine Entscheidungen getroffen werden, ohne dass mögliche Folgen politisch bewertet werden", sagte Rüffer. Bislang habe sich die Bundesregierung aus der Verantwortung gezogen.
Seit 2012 ermöglicht der Test per Blutuntersuchung bei der Mutter festzustellen, ob das Kind wahrscheinlich mit dem Gen-Defekt zur Welt kommt. Bis dahin war dies nur über eine Fruchtwasseruntersuchung möglich, bei der das Risiko für Fehlgeburten allerdings hoch ist. Bislang müssen werdende Eltern die Kosten für den 200 bis 500 Euro teuren Bluttest selbst zahlen. Ob die Krankenkassen die Kosten künftig übernehmen müssen, prüft derzeit der Gemeinsame Bundesausschuss. Er entscheidet darüber, welche Kosten in Deutschland die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen müssen.
In Dänemark wird allen Schwangeren seit 2005 ein Screening-Test auf Down-Syndrom angeboten. Ein Jahr nach dessen Einführung habe sich dort die Zahl der Lebendgeburten von Kindern mit Down-Syndrom halbiert. "Wollen auch wir eine ähnliche Methode finanzieren, die zu einem solchen Ergebnis führt?", mahnte die Bundestagsabgeordnete. Schon ohne den einfachen Bluttest trieben in Deutschland neun von zehn schwangeren Frauen, deren Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit den Gen-Defekt hat, ihr Baby ab.
Rüffer befürchtet einen unbeabsichtigten "schleichenden Prozess" hin zu einer Gesellschaft ohne Menschen mit Behinderungen. Zusätzlich zur Prüfung durch den Bundesausschuss müsse daher auch eine Ethik-Kommission den Test beurteilen. Der Ausschuss prüfe den Test lediglich auf einer naturwissenschaftlich-medizinischen Basis.