Der ehemalige Präsident des päpstlichen Einheitsrats verteidigt den Papst damit gegen Kritik. Seine Reformen gingen nicht schnell genug voran, lautet ein häufig geäußerter Vorwurf.
Mal ist es sein Traditionsbewusstsein, mal sein Reformbestreben, an dem sich heftige Reaktionen entzünden. Einerseits steht der Papst in Rom den progressiven Kräften vor. Aber wenn es etwa um die Unauflöslichkeit des Sakraments der Ehe geht, hängt er wiederum traditionellen Vorstellungen an.
Bei seiner Wahl am 13. März 2013 war es vor allem sein Reformprogramm, das Franziskus Sympathien in aller Welt einbrachte. Damals kündigte er an, für mehr Effizienz und Transparenz der Kurie im Vatikan zu sorgen und den nationalen Bischofskonferenzen mehr Kompetenzen zuzugestehen. Als der erste Jesuit auf dem Papstthron dann auch noch weitgehend auf höfisches Zeremoniell verzichtete, nahm er damit selbst kirchenferne Kreise für sich ein.
In den fünf Jahren, die seither vergangen sind, überraschte der Papst immer wieder. Zum Beispiel damit, dass er im Vatikan gemeinsam mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und dem inzwischen verstorbenen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres ein Gebet sprach. Damit wandelte er die Bemühungen seiner Vorgänger um Frieden in Nahost in eine konkrete politische Geste um.
Aus den eigenen Reihen gab es jedoch nicht nur Applaus. Scharfer Gegenwind kam auf, als er sich er sich für eine Öffnung traditioneller Kirchenstrukturen aussprach oder für eine Lockerung des Kommunionsverbots plädierte. Mit seinem Satz: "Wenn jemand schwul ist und den Herrn sucht, wer bin ich, um ihn zu verurteilen?", brachte der heute 81-jährige gebürtige Argentinier konservative Kirchenvertreter gegen sich auf. Seine Gegner beschreiben ihn als autokratischen Herrscher. Mit seinen häretischen Lehren spalte er die Kirche, lautet ihr Vorwurf.
Indem er Arme und Flüchtlinge in den Mittelpunkt seines Pontifikats stellt, überzeugt Franziskus jedoch nach wie vor viele Christen. Gleiches gilt für sein Engagement gegen Ausbeutung und Umweltzerstörung.
Symbolische Gesten wie die Wahl des Namens Franziskus, Lampedusa als Ziel seiner ersten Reise, Kleinwagen statt Limousinen und ein Leben im vatikanischen Gästehaus statt im Apostolischen Palast gerieten in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch mit der Zeit in den Hintergrund. Pannen bei der Personalpolitik im vatikanischen Wirtschaftssekretariat sorgten für einen Eklat. Zu dessen Präfekt hatte er den Australier George Pell ernannt, der wegen Vertuschung von Missbrauchsskandalen angeklagt ist.
Dass er Missbrauch an Minderjährigen nicht entschieden genug bekämpfe, wurde Papst Franziskus immer wieder vorgehalten. Spätestens als sich zwei Missbrauchsopfer aus der von ihm ins Leben gerufenen Kinderschutzkommission aus Frustration über deren Machtlosigkeit zurückzogen, kamen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seines Kampfs gegen Pädophilie in der Kirche auf.
Dass der Papst wiederverheirateten Geschiedenen die Öffnung der Kirche in Aussicht stellt, bringt ihm von konservativer Seite viel Kritik ein. Das Schreiben "Amoris laetitia", in dem er zu Barmherzigkeit gegenüber gescheiterten Ehen aufruft, stieß bei ihnen auf erheblichen Widerstand. Vier Kardinäle forderten daraufhin eine Klärung.
Weniger Widerstand erntet der Papst, wenn es um Fortschritte in der Ökumene geht. Er gewährte den nationalen Bischofskonferenzen Spielraum, wenn es um die gemeinsame Kommunion von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession geht.
Gemeinsame Abendmahlsfeiern für Katholiken und Protestanten bleiben damit jedoch nach wie vor in weiter Ferne. Es sind kleine Schritte, mit denen die katholische Kirche unter Papst Franziskus vorangeht.