Ursache sei ein Formfehler in der Gemeinderatssitzung vom vergangenen Montagabend, sagte Jörg Heidemann, der Sprecher der Verbandsgemeindeverwaltung Freinsheim, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ortsbürgermeister Georg Welker (parteilos) kündigte als Termin dafür die Gemeinderatssitzung am 12. März an.
Zweidrittelmehrheit wäre nötig gewesen
Der Gemeinderat von Herxheim am Berg im Landkreis Bad Dürkheim hatte sich intern darauf geeinigt, geheim abstimmen zu lassen. Für eine geheime Abstimmung wäre allerdings ein offizieller Beschluss des Gremiums mit einer Zweidrittelmehrheit notwendig gewesen, da das Vorgehen von der Gemeindeordnung abweiche, sagte Heidemann. Dieses sehe ansonsten eine offene Abstimmung per Handzeichen vor. Entsprechende Anträge habe es aber nicht gegeben.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte die Entscheidung scharf. Sie mache ihn fassungslos und zeuge von einer tiefen Respektlosigkeit gegenüber allen Opfern des Nationalsozialismus. "Wie eine Kirchenglocke, die einem der größten Menschheitsverbrecher der Geschichte gewidmet ist, mit dem Christentum vereinbar sein soll, ist mir ein Rätsel", sagte Schuster.
Seit Sommer vergangenen Jahres erregt die Glocke in dem rund 800 Einwohner zählenden Herxheim am Berg die Gemüter und macht bundesweit Schlagzeilen. Im Laufe der Debatte musste der Vorgänger Welkers als Ortsbürgermeister wegen relativierender Aussagen über die NS-Zeit zurücktreten. Seit September 2017 ist die Glocke stillgelegt.
Die Evangelische Kirche der Pfalz befürwortet den Austausch von Glocken mit anstößigen Inschriften aus der Zeit des Nationalsozialismus. Zur finanziellen Unterstützung betroffener Gemeinden stellt die Kirche 150.000 Euro zur Verfügung.