"Das ist ein Nachmachen von institutionellen Entwicklungen im angelsächsischen Ausland", sagte Nolte. Bedient werden solle eine kulturelle Sehnsucht nach Heimat. "Das US-Ministerium beschäftigt sich aber nicht in erster Linie mit Programmen wie 'Unser Dorf soll schöner werden'", sagte Nolte: "Sondern da geht es um Grenzkotrolle und Immigration." Der Begriff "Heimat" changiere damit an der Schnittstelle von Nostalgie und Fremdenfeindlichkeit.
"Natürlich steht dahinter auch das Bemühen, der AfD das Wasser abzugraben", sagte Nolte. Man wolle Menschen entgegenkommen, "die Heimatbedarf spüren". Er selbst erkenne diesen Bedarf nicht. "Eine neue Stimmung für mehr Heimatgefühl sehe ich in der breiten Bevölkerung eigentlich gar nicht", sagte der Historiker. Vielmehr sei er besorgt, der neue Begriff könne eine Art "Anti-Globalisierungsministerium" ankündigen.
Wenn die Koalition aus Union und SPD zustande kommt, soll das Bundesinnenministerium künftig um die Bereiche Bau und Heimat erweitert werden. Minister soll CSU-Chef Horst Seehofer werden. Welche Logik und Politik hinter der Erweiterung auch um den Bereich Bau stünden, "da bin ich mir nicht so sicher", sagte Nolte. Skeptisch sehe er, wenn dort eine Verbindung zwischen dem Wohnungsmangel und den Flüchtlingen gezogen werden würde, sagte Nolte.
Seehofer hatte angekündigt, das Ministerium solle sich unter dem Begriff "Heimat" um gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen und einen Stopp der Landflucht bemühen. Gleichzeitig steht seine Partei für ein Durchgreifen in der Flüchtlingspolitik, beispielsweise klare Zuwanderungsregelungen und konsequente Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern.
Heimatministerium: "Euphemismus für Grenzkontrolle"
Heimatministerium: "Euphemismus für Grenzkontrolle"
In der Diskussion um die geplante Erweiterung des Bundesinnenministeriums hat der Historiker Paul Nolte vor einer Verklärung des Begriffs "Heimat" gewarnt. "Heimat ist für mich an dieser Stelle ein Euphemismus für Grenzkontrolle und Immigrationspolitik", sagte der Berliner Professor dem Evangelischen Pressedienst (epd) und ergänzte, "wahrscheinlich sogar ein Codewort für Immigrationsabwehr". Nolte verwies auf den ähnlichen Namen beim Department of Homeland Security, dem Ministerium für innere Sicherheit in den USA.