Das Vorhaben der schwarz-gelben Regierungskoalition sei "ein fatales Signal", kritisiert die Kirchenleitung der zweitgrößten deutschen Landeskirche in einem am Sonntag in Bad Neuenahr verbreiteten Papier. "Mit der weiteren Aufweichung des Sonntagsschutzes über das geltende Ladenöffnungsgesetz NRW hinaus vollzieht sich eine zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche."
Nach den Plänen von CDU und FDP soll die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in NRW von derzeit vier auf acht verdoppelt werden. Außerdem sollen Geschäfte an Samstagen bis 24 Uhr öffnen dürfen. Das Vorhaben ist Teil des schwarz-gelben "Entfesselungspakts" zur wirtschaftlichen Liberalisierung. Der Gesetzentwurf stieß bei einer Anhörung im Düsseldorfer Landtag im Dezember auf massive Kritik. Die drei evangelischen Landeskirchen und fünf katholischen Bistümer lehnten eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten ebenso ab wie der DGB, der eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Einzelhandel befürchtet.
Die Vorlage der rheinischen Kirchenleitung beschäftigt in den kommenden Tagen auch die Synode der Landeskirche, die seit Sonntag in Bad Neuenahr tagt. Der Antrag ist wortgleich mit einem Beschluss, mit dem sich bereits die Evangelischen Kirche von Westfalen im November gegen eine Aushöhlung des Sonntagsschutzes gewandt hatte.
Die rheinische Kirche unterstreicht ihre Kritik an der geplanten Änderung des Ladenöffnungsgesetzes mit der Aktion "#unserSonntag ist uns #heilig" in sozialen Medien. Dabei sollen Menschen erzählen, warum ihnen der Sonntag heilig ist, und ihren Beitrag über soziale Netze wie Facebook, Twitter und Instagram verbreiten. Auf ihrer Internetseite www.ekir.de präsentiert die Landeskirche zudem Beispiele, wie Kirchengemeinden den Sonntag über Gottesdienste hinaus als Tag des Miteinanders gestalten.