Bundespräsident erinnert an Opfer des Terroranschlags in Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Angehörigen und Überlebenden am Dienstag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Mitgefühl und Anteilnahme aus.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Angehörigen und Überlebenden am Dienstag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Mitgefühl und Anteilnahme aus.
Bundespräsident erinnert an Opfer des Terroranschlags in Berlin
Trauer, Stille und Gedenken: Ein Jahr nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche erinnert Berlin die Opfer. Am Anschlagsort steht künftig ein Mahnmal. Politiker räumen Fehler ein.

Gedenken an die Opfer des Terroranschlags vom Berliner Breitscheidplatz: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Angehörigen und Überlebenden am Dienstag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Mitgefühl und Anteilnahme aus. "Wir können die Tiefe Ihres Leids nicht ermessen und Ihren Schmerz nur erahnen", sagte Steinmeier in einer nicht öffentlichen Andacht zum ersten Jahrestag des islamistischen Anschlags. Zugleich räumte er Fehler im Umgang mit den Hinterbliebenen ein.

"Zur Wahrheit gehört auch, dass manche Unterstützung später kam und unbefriedigend blieb", sagte der Bundespräsident in der Kirche am Anschlagsort. Er rief dazu auf, Versäumnisse aufzuklären und aus Fehlern zu lernen. Dem Terror dürfe nicht nachgegeben werden, betonte Steinmeier: "Wir lassen uns nicht einschränken in unserer Art zu leben." Dem Terror werde auch damit entgegengetreten, "dass wir gemeinsam der Opfer gedenken und den Hinterbliebenen zur Seite stehen".

An der Andacht für Hinterbliebene der zwölf Todesopfer, Verletzte und ihre Angehörigen und die zahlreichen Helfer nahmen neben Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) weitere Vertreter von Politik und Religionen teil. Eingeladen hatten die Bundesregierung, das Land Berlin, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das katholische Erzbistum Berlin.

Der evangelische Bischof Markus Dröge betonte, die Gewalttat werde "eingeschrieben bleiben in die Geschichte unserer Stadt Berlin" und in die Geschichte der Gedächtniskirche. Völlig unbeteiligte Menschen seien Opfer des Attentats geworden, sagte der Bischof: "Sie haben ihr Leben verloren, andere ihre Gesundheit, einige sind dauerhaft auf Pflege angewiesen." In der Andacht wollten sich auch ein jüdischer Rabbiner und ein muslimischer Imam an Lesungen von Texten aus der Bibel und dem Koran beteiligen.

Dröge hatte sich zuvor im ZDF-"Morgenmagazin" kritisch zur Gedenkkultur in diesem Fall geäußert. Er appellierte an Politik und Öffentlichkeit, nochmals darüber nachzudenken, ob nicht ein zentraler Staatsakt unmittelbar nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt gut gewesen wäre.

Mehrere Gedenkstunden geplant

Im Anschluss an die Andacht sollte am Anschlagsort ein Gedenkzeichen für die Opfer enthüllt werden. Im Berliner Abgeordnetenhaus wollten danach Angehörige und Vertreter von Politik und Gesellschaft zu einer Gedenkstunde zusammenkommen. Zu weiteren Gedenkveranstaltungen hatten auch Schausteller des Weihnachtsmarktes eingeladen. Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz blieb am Jahrestag geschlossen.

Am Abend sollte mit einem ökumenischen Friedensgebet, einer Lichterkette und einem zwölfminütigen Glockenläuten an die Opfer erinnert werden. An der Zeremonie zum Entzünden des siebten Lichtes des Chanukka-Leuchters zum jüdischen Lichterfest wollte sich am Brandenburger Tor der Sohn einer bei dem Anschlag getöteten Frau beteiligen.

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Montag Hinterbliebene der Opfer des Attentats getroffen. Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, der daran teilnahm, würdigte das Treffen. Dabei sei viel Versöhnungsarbeit geleistet worden, sagte Beck am Dienstag dem Sender SWR2 in Baden-Baden. Ein weiteres Treffen sei für den kommenden Herbst geplant, sagte der SPD-Politiker.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bat die Angehörigen um Entschuldigung. "Wir waren nicht ausreichend auf die Folgen eines solchen Terroranschlags für die Betroffenen vorbereitet", schrieb er in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Dienstag). Die Politik müsse aus Fehlern zu lernen und Verantwortung gegenüber den Opfern von Terror wahrnehmen. Maas schlug zudem die Einrichtung einer ministeriellen Koordinierungsstelle vor, die Ansprechpartner für die Opfer von Terrorismus sein solle.

Am 19. Dezember 2016 lenkte ein tunesischer Terrorist einen Lastwagen vorsätzlich in die Besuchermenge auf dem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Bei dem islamistischen Anschlag starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden teilweise schwer verletzt.