"An Weihnachten wird traditionell mehr Menschen klar, wie viel sie sich leisten können und wie wenig andere", sagte Daniela Geue, die Geschäftsführerin des Dachverbands von Spenden sammelnden Organisationen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Jahresende sei ein Zeitpunkt, an dem viele Menschen ihr Jahr Revue passieren ließen. "Wenn sie wie viele Deutsche in 2017 ein wirtschaftlich stabiles Jahr hatten, denken sie an Menschen, die in einer anderen finanziellen Situation stecken."
Das liege vor allem an der christlichen Tradition der Nächstenliebe, die in der Adventszeit verstärkt ins Gedächtnis gerufen werde. "In den Kirchen sowieso, aber auch in den Medien werden verstärkt Einzelschicksale und Armut thematisiert", beobachtet die Rechtsanwältin. Zum Jahresende werde deshalb vor allem für humanitäre Zwecke gespendet, "oft für Kinder oder Obdachlose, an die auch wegen der winterlichen Temperaturen häufiger gedacht wird", sagt Geue. Auf Betriebsfeiern und Schulveranstaltungen werde in der Adventszeit zudem häufig gemeinsam überlegt und organisiert, wen man durch Spenden unterstützen möchte. "Weihnachten ist und bleibt beim Spenden eine Ausnahmezeit der Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft."
Aber auch an Weihnachten werde sich der allgemeine Trend zeigen: "Die Zahl der Spender wird kleiner, diese spenden aber mehr." Und: Es spenden vor allem die Über-70-Jährigen. "Wahrscheinlich tun sie das, weil sie selbst Mangel erlebt haben." Und weil ihnen Traditionen wichtiger seien als jüngeren Geburtsjahrgängen, meint Geue. Hinzu komme: Junge Erwachsene lebten vermehrt mit unsicheren Arbeitsverhältnissen - befristet, auf Abruf. "Hier wird an Weihnachten eher der eigenen Familie geholfen als an Außenstehende gespendet."