Mit der Eröffnung, die eigentlich acht Jahre früher geplant, fand der Aufbau eines kompletten Uni-Campus am Augustusplatz in der Leipziger Innenstadt seinen Abschluss. Universitätsrektorin Beate Schücking drückte vor dem Gottesdienst am Sonntag ihre Freude über das künftige Miteinander von Wissenschaft, Universitätsmusik und Kirche in dem Neubau aus.
Sachsens evangelischer Landesbischof Rentzing sagte in dem Festgottesdienst am Sonntag, der Bau erinnere an das, was gewesen ist und führe zugleich in die Zukunft. Ganz gleich was an diesem Ort geschieht, der Raum werde seine eigene Sprache sprechen, fügte Rentzing hinzu.
Der Leipziger Universitätsprediger Peter Zimmerling sprach von einer "großen Freude". Das "Wunder von Leipzig" sei tatsächlich wahr geworden - eine neue Universitätskirche in den Ausmaßen der alten. Kaum ein Kirchenbau sei so umstritten gewesen. Zimmerling erinnerte auch an den Anspruch des Neubaus als geistig-geistliches Zentrum der Universität. Er hoffe, dass die Gottesdienste künftig Brücken bauten zwischen Glauben und Wissenschaft, zwischen Atheismus und Christentum.
Auch Landtagspräsident Rößler sprach von tiefer Freude und Dankbarkeit über die Eröffnung, die auch vom langen Schatten der DDR nicht habe verhindert werden können. Das Paulinum sei eine große Gemeinschaftsleistung der Leipziger Bürgerschaft, die das scheinbar Unmögliche verwirklicht habe.
Das verkürzt als Paulinum bezeichnete Bauwerk in der Leipziger Innenstadt ist der Nachfolgebau der vor 49 Jahren gesprengten Universitätskirche St. Pauli. Der vollständige Name lautet "Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli". Die alte Hochschulkirche war am 30. Mai 1968 unter Bürgerprotesten auf Anweisung des SED-Regimes gesprengt worden.
Der Neubau soll zugleich als Aula, Kirche und feste Stätte der Universitätsmusik dienen. Die Fassade des Neubaus erinnert an das historische Vorbild. Im Inneren nehmen Orgelempore und Gewölbedecke Bezug auf den gotischen Vorgänger. Der Altarraum ist klimatisiert und durch eine Glaswand von dem bestuhlten Aula-Teil abgetrennt. Hinter der Wand, die bei Bedarf geöffnet werden kann, finden sich ein spätgotischer Wandelaltar und 26 wertvolle Epitaphe aus der alten Kirche.
Der Bau hatte sich mehrfach verzögert. Ursprünglich war die Eröffnung zur 600-Jahr-Feier der Universität vor acht Jahren geplant gewesen. Die Kosten für den Neubau von rund 117 Millionen Euro - etwa doppelt so viel wie vorgesehen - trägt der Freistaat Sachsen.