Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsorganisationen sehen die vereinbarte Rückführung von Rohingya-Flüchtlingen von Bangladesch nach Myanmar skeptisch. Alle Menschen müssten freiwillig und in sicherer und würdiger Weise in ihre Heimatgebiete gebracht werden, betonte ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Amnesty International erklärte, eine menschenwürdige Rückkehr sei derzeit nicht möglich. Human Rights Watch nannte das Abkommen einen PR-Trick.
Am Donnerstag hatten Myanmar und Bangladesch eine Rückführung von Rohingya-Flüchtlingen vereinbart. Innerhalb der kommenden zwei Monate solle damit begonnen werden. Unklar blieb zunächst, wie viele Angehörige der muslimischen Minderheit zurückkehren sollen und unter welchen Bedingungen. Die Rohingya werden im vorwiegend buddhistischen Myanmar seit Jahren diskriminiert und verfolgt. Seit Beginn einer brutalen Militär-Kampagne Ende August sind etwa 620.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Sie leben dort teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen in überfüllten Lagern.
Jeder Flüchtling habe ein Recht auf eine Rückkehr, betonte der UNHCR-Sprecher, Adrian Edwards. Die Rückführung dürfe allerdings nicht überstürzt geschehen. Das UNHCR habe an der Ausarbeitung des Abkommens nicht mitgewirkt und habe keine Kenntnis über die Einzelheiten. Allerdings flüchteten auch jetzt noch Rohingya vor der Gewalt in Myanmar ins Nachbarland.
Der Amnesty-Flüchtlings-Experte Charmain Mohamed sagte, es gebe keine sichere und würdige Rückkehr, solange das Apartheid-System im Land bestehe. Tausende Rohingya würden in Myanmar unter Bedingungen gehalten, die an Konzentrationslager erinnerten. Eine Rückkehr unter diesen Umständen sei nicht denkbar. Ein Abkommen müsse in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen zustande kommen und internationalen Rechtsstandards entsprechen.
Es sei lachhaft, dass Myanmar die Menschen wieder mit offenen Armen in deren niedergebrannten Dörfern willkommen heiße, erklärte Bill Frelick von Human Rights Watch. Die Menschen seien davor einer der brutalsten Massenverfolgungen entgangen. Die Menschenrechtsorganisation appellierte an die Staatengemeinschaft, dem "PR-Trick" des Abkommens nicht aufzusitzen und stattdessen internationale Beobachter für die Rückkehr der Rohingya durchzusetzen. Den Rohingya müsse ihr Grund und Boden zurückgegeben und ihre Dörfer wieder aufgebaut werden.
Bangladesch fordert seit Monaten die Rückführung der Flüchtlinge. Das bitterarme Land ist mit der Versorgung der Hunderttausenden Rohingya überfordert.