"Wir bitten Gott und die Menschen, die durch die Kirchen und ihre Mitarbeitenden geschädigt wurden, um Vergebung", heißt es in einer Erklärung des Landeskirchenrates, die am Mittwoch, dem Buß- und Bettag, während eines Gottesdienstes zu Beginn der Synode in der Erfurter Michaeliskirche verlesen wurde.
Zwar seien die Machthaber in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR damit gescheitert, den christlichen Glauben zu beseitigen oder das kirchliche Leben ihren Zielen vollständig zu unterwerfen. Auch hätten viele Christen widerstanden, sich nicht erpressen und locken lassen. In der Erklärung heißt es dann aber: "Wir haben staatlichem Druck zu oft nicht standgehalten." Auch sei Unrecht oft nicht deutlich genug widersprochen worden.
"Bis heute übernehmen wir als Kirche nicht die nötige Verantwortung für Menschen, die unter Mithilfe oder nach Verrat aus kirchlichen Kreisen inhaftiert, gedemütigt, traumatisiert oder zur Ausreise gedrängt wurden"
Als Beispiele führt die Erklärung "zu geringe Unterstützung" für Enteignete, Zwangsausgesiedelte und die politischen Gefangenen in der DDR an. Beklagt wird, dass "Pfarrer und kirchliche Mitarbeitende mit staatlichen Stellen konspiriert, Vertrauen verletzt und Anderen Schaden zugefügt haben und dass wir unsere Verflochtenheit in diese Schuld bis heute nicht bekennen."
Bedauert werden die Fälle, in denen Mitarbeitende in Kirche und Diakonie aus politischen Gründen drangsaliert oder gar entlassen wurden. "Bis heute übernehmen wir als Kirche nicht die nötige Verantwortung für Menschen, die unter Mithilfe oder nach Verrat aus kirchlichen Kreisen inhaftiert, gedemütigt, traumatisiert oder zur Ausreise gedrängt wurden", heißt es weiter. Dazu gehöre auch, dass man Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitenden, die in schwerer persönlicher Bedrängung keinen anderen Weg als die Ausreise aus der DDR gesehen hätten, die Freigabe zum Dienst in westdeutschen Kirchen verweigert habe.
Zum Ende des Papieres werden "die immer noch gestörten Beziehungen in unserer Gesellschaft und die Verletzungen 27 Jahre nach dem Ende der DDR" konstatiert. Vor diesem Hintergrund wolle die Kirche "das uns Mögliche für eine Heilung der Erinnerung und für Versöhnung tun". Abschließend heißt es: "Wir vertrauen darauf, dass wir mit diesem Bekenntnis unserer Schuld durch Gottes Verheißung frei werden, heute und hier als Kirche Jesu Christi Verantwortung für unsere eigene Geschichte und die Folgen unseres Handelns wahrzunehmen."
In einer ersten Reaktion begrüßte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, das Bußwort "als ein wichtiges Zeichen an die Gesellschaft, darüber nachzudenken, wie sich jeder in der SED-Diktatur verhalten hat". Es sei gut, dass sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland mit ihrer Rolle als "Kirche im Sozialismus" auseinandersetze. "Besser spät als nie", so der gebürtige Thüringer.