Nach der Machtübernahme durch das Militär in Simbabwe ist die Zukunft von Präsident Robert Mugabe am Donnerstag weiter unklar geblieben. Medienberichten zufolge weigerte sich der 93-jährige Staatschef weiter, seinen Rücktritt zu verkünden. Afrikanische Staaten und die katholische Kirche bemühten sich um Vermittlung. Mehrere südafrikanische Minister trafen in Simbabwes Hauptstadt Harare ein, wie der britische Sender BBC berichtete. In den Straßen herrschte bei verstärkter Militärpräsenz Ruhe und normaler Alltag.
Mugabe wurde am Mittwoch von der Militärführung unter Hausarrest gestellt. Mehrere Minister wurden verhaftet. Die Armeespitze erklärte jedoch, es handele sich nicht um einen Militärputsch, sondern um ein Vorgehen gegen "Kriminelle". Spekulationen zufolge könnte der von Mugabe geschasste Vizepräsident Emmerson Mnangagwa zum neuen Staatschef ausgerufen werden.
Machtkampf um die Nachfolge
Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Guineas Präsident Alpha Conde, kritisierte Simbabwes Militär. Die AU werde eine Machtübernahme durch das Militär nicht akzeptieren, sagte Conde der Deutschen Welle, sondern vielmehr weiterhin die rechtmäßige Regierung Simbabwes.
In einer gemeinsamen Erklärung riefen die Kirchen in Simbabwe zu einem nationalen Dialog und zur Bildung einer Übergangsregierung der nationalen Einheit auf. Diese Regierung sollte einen friedlichen Weg zu freien und fairen Wahlen bereiten, erklärten die Oberhäupter der protestantischen und katholischen Kirchen. "Wir sehen die gegenwärtige Situation als Möglichkeit für die Geburt einer neuen Nation", betonten sie.
Hintergrund der Krise ist offenbar ein Machtkampf um die Nachfolge Mugabes, der das afrikanische Land seit 37 Jahren regiert. Vizepräsident Mnangagwa, der als Mann des Militärs gilt und "Krokodil" genannt wird, wurde vermutlich entlassen, damit Mugabes Ehefrau Grace an seine Stelle rücken kann. Grace Mugabe gehörte zu der jüngeren Fraktion innerhalb der Regierungspartei Zanu-PF, den sogenannten G40.
UN-Generalsekretär António Guterres rief zu Ruhe, Besonnenheit und Gewaltverzicht auf. Die Achtung der Grundrechte, insbesondere der Rede- und Versammlungsfreiheit, sei von größter Wichtigkeit, erklärte Guterres laut einer UN-Sprecherin. Die Simbabwe-Expertin Simone Knapp warnte, dass es auch zu Gewalt kommen könnte. "Aber die Bevölkerung will alles andere als Krieg", sagte die Afrikanistin von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika in Heidelberg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mugabe habe schon lange viel an Einfluss verloren, während das Militär seine Macht ausgebaut habe.
Mugabe steht wegen der anhaltend schweren Wirtschaftskrise und Übergriffen auf Journalisten, weiße Farmer und Oppositionelle in der Kritik. Südafrika lud als Vorsitzender der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika die Außenminister Angolas, Tansanias und Sambias zu einem Simbabwe-Krisentreffen für Donnerstagnachmittag in Botsuana ein.