Nach dem Ende des Reformationsjubläums muss die Kirche nach Worten der mitteldeutschen Bischöfin Ilse Junkermann ihre Botschaft weiter aktualisieren. Die Frage nach der Gleichwürdigkeit aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter, sexueller oder religiöser Orientierung, unabhängig von ihrer Unterschiedlichkeit, sei "hoch aktuell", sagte die evangelischen Theologin am Samstag in Eisleben in einem Festvortrag anlässlich des Tauftags (11. November) von Reformator Martin Luther (1483-1546).
Reformation im 21. Jahrhundert heiße, Umkehr vom herrschenden Perfektions- und Optimierungswahn mit seinen ausbeuterischen und zerstörerischen Kehrseiten und Folgen, hin zu einem menschlichen Maß, sagte Junkermann. "Das bedeutet: Ja, zu Grenzen, zu Fehlern, zu Genügsamkeit; Ja zu Gott, der mich freundlich von Selbstvergötterung befreit und Ja zum Recht auf ein auskömmliches Leben meiner Mitmenschen."
Reformation heute ernst zu nehmen, heiße auch, zum Maß des Menschlichen zu finden. "Wir leben über unsere Verhältnisse, als ob die irdischen Güter und Schätze unbegrenzt wären. Dabei verwüsten wir die Schöpfung und sind dabei, ihre Grundlagen zu zerstören", sagte Junkermann. In Eisleben steht das Geburtshaus und die Taufkirche Martin Luthers.
Die evangelische Kirche hatte bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation gefeiert. 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte.